»Euthanasie«: Ein Wort der Tätersprache
Mit dem Begriff »Euthanasie«, der ursprünglich ein gutes, nämlich leidensfreies Sterben meinte, bezeichneten die Nationalsozialisten die von ihnen geplante und ins Werk gesetzte Tötung von Menschen, die aufgrund medizinischer und sozialer Ausgrenzungskriterien im NS-Staat unerwünscht waren: »'Euthanasie' in diesem Sinne ist ein Wort aus der Sprache der damaligen Täterinnen und Täter – das müssen wir immer bedenken, wenn wir den Begriff verwenden, und die Anführungszeichen sozusagen mitsprechen«, hob Götz Hartmann zu Beginn seiner Rede hervor.
Das Datum der jährlichen Feierstunde am »Euthanasie«-Gedenkstein auf dem Klinikgelände ergibt sich aus einem von Adolf Hitler unterzeichneten und auf den 1. September 1939 zurückdatierten Schreiben, mit dem er den Chef seiner Kanzlei und seinen Leibarzt beauftragte, die Tötung von ihm so genannter »unheilbar Kranker« vorzubereiten und umsetzen zu lassen. »Mit der Rückdatierung des Schreibens aus dem Oktober 1939 auf den Tag, an dem einige Wochen zuvor mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg begonnen hatte, sollte offensichtlich ein Zusammenhang hergestellt werden«, sagte Götz Hartmann: »Ein Zusammenhang zwischen dem äußeren Krieg gegen andere Staaten und Nationen und einem Krieg im eigenen Land, der sich gegen Menschen richtete, von denen die Nationalsozialisten ihre Idealvorstellungen von Körperlichkeit und 'Rassereinheit' bedroht fühlten: ein Krieg gegen psychisch Erkrankte, sozial Stigmatisierte und Menschen mit Behinderungen.«