Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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Feierstunde in der Landeshauptstadt

Der Volksbund in Hessen präsentiert Ergebnisse seiner historischen Forschung

Der Landesvorsitzende des Volksbunds in Hessen, Staatsminister a. D. Karl Starzacher, bei seiner Ansprache. Viola Krause, Volksbund Hessen

Zwei neue Informationstafeln dokumentierten die Forschungsergebnisse des Volksbunds in Hessen zu den Kriegsgräbern auf dem Wiesbadener Südfriedhof. Der größte Friedhof der hessischen Landeshauptstadt war 2023/24 eines der Schwerpunktthemen im Forschungsprojekt, mit dem der hessische Landesverband seit 1999 die Geschichte der Kriegsgräberstätten aufarbeitet. 

In einer Feierstunde am 2. Februar 2025 wurden die Informationstafeln öffentlich vorgestellt und der Obhut der Landeshauptstadt Wiesbaden übergeben.

Erinnerung an Luftangriff vom 2./3. Februar 1945

Für die Übergabe der Informationstafeln hatte der Volksbund in Hessen ein Datum gewählt, das an den schwersten Luftangriff auf Wiesbaden im Zweiten Weltkrieg erinnerte. 80 Jahre zuvor, in der Nacht vom 2. auf den 3. Februar 1945, zerstörte der Angriff eines britischen Bomberverbandes weite Teile der Innenstadt und tötete über 500 Menschen. Mehr als 250 von ihnen sind in Kriegsgräbern des Wiesbadener Südfriedhofs bestattet – gemeinsam mit einer großen Zahl weiterer Menschen, die in den Weltkriegen oder als Opfer der nationalsozialistischen Diktatur eines gewaltsamen Todes starben: insgesamt über 2.000 Männer, Frauen und Kinder aus Deutschland und anderen Ländern.

„Herausragendes Zeugnis der Geschichte Wiesbadens“

„Die Kriegsgräberfelder des Südfriedhofs sind ein herausragendes Zeugnis der Geschichte Wiesbadens im 20. Jahrhundert“, sagte der Landesvorsitzende des Volksbunds in Hessen, Staatsminister a. D. Karl Starzacher, in seiner Ansprache. „Sie erinnern an die historischen Ereignisse in den Jahrzehnten der Weltkriege und der nationalsozialistischen Diktatur, durch die die hier bestatteten Toten ihr Leben verloren haben. Geschichtlich bedeutsam ist aber auch, wie sich der Umgang mit den Gräbern durch die Stadtgesellschaft nach 1945 verändert hat. Hier, im Wandel des Gedenkens an die Toten der Kriege und die Opfer der NS-Herrschaft, spiegelt sich die langsame, oft gegen Widerstände durchgesetzte Anerkennung historischer Schuld ebenso wie ein wachsendes Bewusstsein für die Verantwortung, die aus ihr herrührt“, sagte Karl Starzacher.

Bislang kaum Informationen vor Ort zugänglich

Dem Rang der Kriegsgräberfelder des Südfriedhofs als historisches Zeugnis stand jedoch bislang das nahezu vollständige Fehlen vor Ort zugänglicher Informationen über ihre Geschichte und die hier bestatteten Toten gegenüber. Um dies zu ändern, hat der Volksbund in Hessen den Wiesbadener Südfriedhof 2022 in seine historische Forschung aufgenommen. Die beiden Informationstafeln, die am 2. Februar 2025 der Öffentlichkeit vorgestellt und der Obhut der Landeshauptstadt Wiesbaden übergeben wurden, dokumentieren die Ergebnisse. Erarbeitet wurden sie von Dr. Götz Hartmann, der als Historiker das Forschungsprojekt des Volksbunds in Hessen betreut.

Würdigung durch den Oberbürgermeister

Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende würdigte in der Feierstunde die Arbeit des Volksbunds. „Die Kriegsgräberstätten auf dem Südfriedhof sind nicht nur Orte des Gedenkens, sondern auch Mahnmale für Frieden und Völkerverständigung. Dank der engagierten Forschungsarbeit des Landesverbands Hessen erfahren wir nun mehr über die Schicksale der hier bestatteten Menschen. Die Tafeln geben den Opfern eine Stimme und machen ihre Geschichte für kommende Generationen erfahrbar“, sagte Gert-Uwe Mende. „Ich wünsche mir, dass wir alle dadurch angeregt werden, uns für ein friedliches Miteinander einzusetzen und die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten.“

Pulttafel mit Lageplan und QR-Code

Die größere der beiden Informationstafeln ist im Zentrum des Südfriedhofs am Eingang zum Gräberfeld für die Toten des Ersten Weltkriegs aufgestellt. Die Tafel in Pultform vermittelt grundlegende Informationen zu den Kriegsgräberfeldern des Südfriedhofs. Sie enthält einen Lageplan und ist mit einem QR-Code versehen. Der Code führt auf die Internetseite des Volksbunds in Hessen. Hier sind zahlreiche weitere Forschungsergebnisse zu den Kriegsgräbern des Südfriedhofs abrufbar. Auch exemplarische Einzelschicksale von Kriegstoten sind hier dokumentiert, etwa das von Fritz Kubitza, einem 21-jährigen deutschen Soldaten, der im September 1914 als erster Kriegstoter des 20. Jahrhunderts auf dem Südfriedhof beigesetzt wurde.

Informationstafel in Stelenform

Westlich des Hauptwegs, der von der Trauerhalle hangabwärts in den Südfriedhof hineinführt, befindet sich im Friedhofsabteil B 1 ein von den übrigen Kriegsgräberfeldern räumlich abgesetztes Feld mit über 260 Gräbern, in denen Tote des Zweiten Weltkriegs bestattet sind. Eine stelenförmige Tafel an diesem Feld informiert über dessen Geschichte und die hier begrabenen Toten. Auch diese Tafel ist mit dem QR-Code versehen, der zu den Forschungsergebnissen auf der Internetseite des Landesverbandes führt.

Landesverband Hessen Landesgeschäftsstelle