Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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Ihr Tod war gewollt

Kinder als Opfer des NS-Regimes: Ausstellung mit Beitrag des Volksbunds startet in Wiesbaden

Die Rollup-Tafeln mit dem Ausstellungsbeitrag des Volksbunds bei der Eröffnung in Wiesbaden. Landesverband Hessen

An die Kinder von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern und an die Mordopfer der NS-»Kinderfachabteilungen« erinnert der Landesverband Hessen mit seiner Beteiligung an der Ausstellung »Hebammen in Hessen – Gestern und Heute«. Die Wanderausstellung der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung wurde gestern im Stadtarchiv Wiesbaden eröffnet. Sie ist dort bis 1. Mai 2022 zu sehen.

Mit dem Vortrag »Geboren in ein bedrohtes Leben: Kinder außerhalb der NS-‚Volksgemeinschaft‘« am Dienstag, dem 22. März 2022 um 19 Uhr im Foyer des Stadtarchivs Wiesbaden führt Dr. Götz Hartmann, Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Landesverbands Hessen, in das Thema des Volksbund-Beitrags zur Ausstellung ein. Für die Teilnahme am Vortrag ist eine Anmeldung unter veranstaltung-stadtarchiv@wiesbaden.de oder unter der Rufnummer 0611/31 30 80 notwendig.

Im öffentlichen Bewusstsein wenig präsent

»Als die Landeszentrale für politische Bildung mit dem Vorschlag einer Beteiligung an der Hebammen-Ausstellung an uns herantrat, haben wir darin die Chance gesehen, mit den aus der ‚Volksgemeinschaft‘ der Jahre 1933–1945 ausgegrenzten Kindern an zwei Gruppen von Opfern der NS-Herrschaft zu erinnern,
die im öffentlichen Bewusstsein bis heute nur wenig präsent sind«, erklärt Landesgeschäftsführerin Viola Krause. »Außerdem konnten wir dokumentieren, wie wechselnde Rechtslagen und Verwaltungsvorschriften den Umgang mit den Gräbern dieser Kinder nach 1945 bestimmt haben.«

Mütterfürsorge und »Volksgemeinschaft«

Inhaltliche Verbindung zum Thema der Hebammen-Ausstellung ist die rassistische Bevölkerungspolitik der Nationalsozialisten. »Die Mütterfürsorge, die das NS-Regime dabei betrieb – womit auch eine Aufwertung des Hebammenberufs einherging –, war nur für Deutsche gedacht«, sagt Götz Hartmann, der den Ausstellungsbeitrag des Volksbunds erarbeitet hat. »Frauen, die nicht zur ‚Volksgemeinschaft‘ gezählt wurden, blieb sie vorenthalten. Vor allem Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa und ihre Kinder waren davon betroffen.«

Ermordet in »Kinderfachabteilungen«

Aber nicht nur Ausländerinnen und ihre Kinder waren in der NS-»Volksgemeinschaft« unerwünscht. Gleiches galt für Kinder deutscher Frauen, wenn sie wegen Krankheit oder Behinderung den Normen der nationalsozialistischen »Rassenhygiene« nicht entsprachen. Zwischen 1939 und 1945 wurden über 5.000 von ihnen durch Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte in »Kinderfachabteilungen« – so der Tarnbegriff für die Tötungsstätten – ermordet. Einer der Tatorte war das ehemalige »Kalmenhof«-Krankenhaus in Idstein.

Eine Ausstellung kooperierender Institutionen

Die Ausstellung »Hebammen in Hessen – Gestern und Heute« ist in Kooperation der Hessischen
Landeszentrale für politische Bildung mit dem Volksbund in Hessen, der Hochschule Fulda und der Kommunalen Frauenbeauftragten der Landeshauptstadt Wiesbaden entstanden.
Der Ausstellungsbeitrag des Landesverbands Hessen wurde in dessen Forschungsprojekt zur
Geschichte der hessischen Kriegsgräberstätten erarbeitet:
hessen.volksbund.de/erinnern-gedenken/forschung
hessen.volksbund.de/erinnern-gedenken/kriegesgraeberstaetten

Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten des Stadtarchivs Wiesbaden besichtigt werden. Diese sind:
Dienstag: 8:30 bis 16:00 Uhr
Mittwoch: 8:30 bis 18:00 Uhr
Donnerstag: 12:00 bis 16:00 Uhr
Freitag: 8:30 bis 12:00 Uhr
Im Foyer des Stadtarchivs Wiesbaden gilt die 2G+-Regel. Für den Besuch der Ausstellung ist ebenfalls eine Anmeldung unter einer der beiden oben genannten Adressen erforderlich.