Gräberstätte für 338 Tote
In Schlüchtern haben 338 Männer, Frauen und Kinder ihre letzte Ruhestätte gefunden: deutsche Soldaten, zivile Kriegstote der örtlichen Bevölkerung, sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus Osteuropa – aber auch 20 KZ-Häftlinge aus einem Lager in den Frankfurter Adlerwerken. Im März 1945 wurden sie auf einem Todesmarsch durch das Kinzigtal von ihren SS-Wachen ermordet. In Schlüchtern sind die Opfer des Todesmarsches heute gemeinsam mit zahlreichen Soldaten einer Waffen-SS-Division bestattet, die Anfang April 1945 bei Gefechten mit US-Truppen ums Leben kamen. „Mit der Beisetzung von Opfern des NS-Regimes neben Toten der Waffen-SS wurde eine Spannung geschaffen, die Besucherinnen und Besucher der Kriegsgräberstätte heute oft irritiert“, sagte Götz Hartmann. Mit der Formel, im Tode seien alle Menschen gleich, versuchte man in den Jahren um 1960, diese Spannung zu entschärfen – der Titel der Führung spielte hierauf an.
Dass Soldaten der Waffen-SS und ermordete KZ-Häftlinge auf ein und dieselbe Kriegsgräberstätte umgebettet wurden, soll heute jedoch nicht mehr als Versöhnung verklärt, die Irritation darüber nicht mehr beschwichtigt werden: Dafür steht das historische Forschungsprojekt des Volksbunds in Hessen, in dem die Kriegsgräberstätte Schlüchtern 2022/23 bereits zum zweiten Mal Arbeitsschwerpunkt war. Die neue Informationstafel des Landesverbandes, in einer Feierstunde am 27. März 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt, gibt unter anderem Auskunft über die Rahmenbedingungen aus Gesetzeslage, Verwaltungsvorschriften und Erfordernissen der Grabpflege, die den Hintergrund für die Errichtung von Sammelfriedhöfen wie in Schlüchtern bildeten.