Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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Lesung mit Sebastian Mense

„Keilsberg. Was geschah mit dem Soldaten Thomas Barley?“

Andrang in der Kasseler Stadtbibliothek: Beim Publikum stieß der Roman auf großes Interesse

Andrang in der Kasseler Stadtbibliothek: Beim Publikum stieß der Roman auf großes Interesse Andrea Berninger-Raabe

Eigentlich hatten ihn die englischen Kriegsgräber auf dem Keilsberg optisch fasziniert, berichtete Autor Sebastian Mense bei der Premierenlesung zu seinem frisch erschienenen Roman. Er habe ursprünglich einen Fotokalender erstellen wollen mit Kasseler Orten jenseits der üblichen Hotspots. Als das Interesse an den Hintergründen des Friedhofs wuchs, entstand die Idee zum Roman. 

 

Um was geht’s?

Ähnlich wie der Autor stößt auch der Hauptprotagonist im Buch eher zufällig auf den besonderen Ort im Kasseler Stadtteil Niederzwehren. Die Geschichte des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers aus Zeiten des Ersten Weltkrieges, die sich hinter den Gräbern verbirgt, lenkt ihn ab vom eigenen Elend: Paul ist gerade verlassen worden, die Kollegen scheinen oberflächlich und fremd, der Job öde und inhaltsleer. Parallel dazu entwickelt der Roman eine zweite Ebene. Blick zurück, hundert Jahre in die Vergangenheit: Auch der junge englische Soldat Thomas Barley lebt in verzweifelter Tristesse. Er ist früh in Gefangenschaft geraten. Im Lager gibt es nichts zu tun, die Soldaten kämpfen gegen Langeweile und Schwermut, Heimweh und Hunger. Bald bricht eine Seuche aus. Die Kameraden sterben, Thomas überlebt. 

Als Paul ein Bündel Briefe zugespielt bekommt, dass er aus dem Englischen übersetzen soll, verbinden sich die beiden Erzählstränge. Paul ist fasziniert, das eigene Elend relativiert sich. Die Korrespondenz des englischen Soldaten mit seiner Mutter ist rätselhaft. Und auch der Grabstein auf dem Friedhof, der an das Schicksal des Engländers erinnert, wirft Fragen auf. Nach und nach lüftet Protagonist Paul die Geheimnisse hinter den alten Zeugnissen – und mit ihm die Romanleser. 

Zu Gast in der Stadtbibliothek

Auf Wunsch des Autors gab es zwischen den Lesepassagen Auflockerungen in Form eines Gesprächs. Dr. Maike Bartsch vom Landesverband Hessen im Volksbund stellte Fragen zu den Hintergründen des Buches und brachte Perspektiven aus Sicht der Kriegsgräberfürsorge ein. Intensiv besprochen wurden die verschiedenen Ebenen im Roman, der sehr bewusst auch heutige Krisen thematisiert. Bartsch brachte mehrere Szenen ins Gespräch, die zum Schmunzeln animierten und deutlich machten, dass das Buch trotz ernsten Hintergrunds kein trauriges ist.

Kooperationspartnerin der Veranstaltung war die Stadtbibliothek. Knut Hoffmann, Leiter der Kasseler Einrichtung, war erfreut über das zahlreich erschienene Publikum. Weitere Kooperationsveranstaltungen mit dem Landesverband Hessen im Volksbund sind in Planung!

Der Offene Kanal Kassel zeichnete die Veranstaltung auf. Zu Beginn des neuen Jahres wird es einen Radio-Beitrag zum Buch und zur Premierenlesung geben. 

Der Roman "Keilsberg. Was geschah mit dem Soldaten Thomas Barley?" (Verlag Prolibris) ist im Buchhandel erhältlich unter der ISBN 978-3-95475-262-1.

(Text: MB)