Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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Neue Informationstafeln für den Zentralfriedhof Fulda

Der Volksbund in Hessen dokumentiert die Ergebnisse seiner historischen Forschung

Viola Krause, Volksbund Hessen

Zwei neue Informationstafeln dokumentierten die Forschungsergebnisse des Volksbundes in Hessen zu den Kriegsgräbern auf dem Fuldaer Zentralfriedhof. Der Zentralfriedhof war 2024 eines der Schwerpunktthemen im Forschungsprojekt, mit dem der hessische Landesverband seit 1999 die Geschichte der Kriegsgräberstätten aufarbeitet. 

In einer Feierstunde am 24. November 2024 wurden die Informationstafeln öffentlich vorgestellt und der Obhut der Stadt Fulda übergeben. (Hier geht es zum Bericht der Osthessen-News.)

„Von Gewalt geprägte Geschichte“

„Kriegsgräberstätten wie auf dem Zentralfriedhof in Fulda sind Zeugnisse der von Gewalt geprägten Geschichte des 20. Jahrhunderts“, sagte der Landesvorsitzende des Volksbunds in Hessen, Staatsminister a. D. Karl Starzacher, in seiner Ansprache in der Feierstunde. 

Den Anlass, die Kriegsgräber des Zentralfriedhofs in die historische Forschung des Volksbunds in Hessen aufzunehmen, gab ein dreitägiges Gedenkprojekt auf dem Zentralfriedhof mit Schülerinnen und Schülern der Richard-Müller-Schule Fulda im Juli 2023

Eine Fortsetzung des Projekts, das von der Regionalbeauftragten Hessen Nord des Landesverbandes Dr. Maike Bartsch betreut und maßgeblich durch den Rotary Club Fulda gefördert wurde, konnte bereits 2024 stattfinden.

Das große Interesse, das die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Veranstaltungen der Geschichte der Kriegsgräberfelder des Zentralfriedhofs und den Schicksalen ihrer Toten entgegenbrachten, ließ das Fehlen eines öffentlichen, vor Ort zugänglichen Informationsangebotes hierzu besonders spürbar werden. 

„Unsere Antwort hierauf sind die beiden Informationstafeln. Ihre Inhalte sollen die Auseinandersetzung mit den Kriegsgräbern des Zentralfriedhofs unterstützen, die mit den Projekttagen von 2023 und 2024 so erfolgreich begonnen hat“, sagte Karl Starzacher. 

„Eine zivilgesellschaftliche Initiative, die trägt“

„Es ist möglich, Versöhnung zu gestalten und zu leben", sagte Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld in seinem Grußwort. Hier biete sich eine Chance für zivilgesellschaftliches Engagement. Der Einsatz des Rotary Clubs Fulda für das Gedenkprojekt des Volksbunds und der Richard-Müller-Schule seien ein Beispiel hierfür – „eine zivilgesellschaftliche Initiative, die trägt“, sagte der Oberbürgermeister.

Annähernd 1.000 Kriegstote

In den Kriegsgräbern des Fuldaer Zentralfriedhofs sind annähernd 1.000 Menschen bestattet. Kriegsgräberfelder mit Einzelgräbern bestehen in den Friedhofstabteilen 3, 4 und 11 sowie im Abteil 34. Über das Friedhofsgelände verteilt finden sich außerdem sieben Massengräber. In ihnen sind über 250 ausländische Tote beerdigt, zumeist Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Sie waren am 27. Dezember 1944 bei einem alliierten Luftangriff auf den Fuldaer Rangierbahnhof im „Krätzbachbunker“ ums Leben gekommen, einem Tunnel unter den Gleisanlagen, der behelfsmäßig für den Luftschutz eingerichtet war.

Pulttafel mit Lageplan und QR-Code

Die größere der beiden Informationstafeln steht im zentral gelegenen Friedhofsabteil 34. Hier sind deutsche Soldaten des Zweiten Weltkriegs bestattet. Die pultförmig gestaltete Tafel vermittelt grundlegende Informationen zu den Kriegsgräberfeldern und Massengräbern des Zentralfriedhofs. Sie enthält einen Lageplan und ist mit einem QR-Code versehen. Der Code führt auf die Internetseite des Volksbunds in Hessen. Hier sind weitere Informationen abrufbar, die über die Angaben auf der Pulttafel hinausgehen. Auch exemplarische Einzelschicksale von Kriegstoten des Zentralfriedhofs sind hier dokumentiert.

Die zweite Informationstafel

In einem abseits gelegenen Gräberfeld im Friedhofsabteil 4 sind weitere ausländische Tote des Zweiten Weltkriegs bestattet. Auch sie, über 200 Menschen, waren zumeist Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Die genaue Lage ihrer Gräber innerhalb des Feldes ist nur in wenigen Fällen bekannt. Auch Kinder von Zwangsarbeiterinnen sind hier begraben.

„Dieses Gräberfeld kann leicht falsch verstanden werden. Hier sind viel mehr Tote begraben, als die 56 Steinkreuze vermuten lassen, die in den 1960er Jahren hauptsächlich nach ästhetischen Kriterien aufgestellt wurden“, sagte Dr. Götz Hartmann, der als Historiker das Forschungsprojekt des Volksbunds in Hessen betreut, bei seiner Führung im Anschluss an die Feierstunde. „Deshalb fanden wir es wichtig, mit einer zusätzlichen Informationstafel am Zugang zum Gräberfeld Auskunft über seine Geschichte und das Schicksal der Toten zu geben, die dort bestattet sind“, erklärte Götz Hartmann. Die zweite Informationstafel ist mit demselben QR-Code wie die Pulttafel im Abteil 34 ausgestattet.