Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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Erinnerung im Wandel der Zeiten

Neue Informationstafel des Volksbundes Hessen für die Kriegsgräberstätte Schlüchtern

Beitrag der Projektgruppe des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums an den Gräbern der Kriegsgräberstätte Schlüchtern Viola Krause, Landesverband Hessen

Die Erinnerung an historische Ereignisse wandelt sich, insbesondere mit zunehmendem zeitlichem Abstand. Was für Zeitzeugen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und des Zweiten Weltkrieges und deren Kinder noch eine Verpflichtung war und ist, nehmen die meisten Bürgerinnen und Bürger heute nur noch als Meldung am Rande ihres Alltags wahr. 

Gleichzeitig gibt es junge Menschen, die sich in freiwilligen Projekten oder im Schulunterricht mit den Schicksalen derjenigen Menschen beschäftigen, die auf hessischen Kriegsgräberstätten bestattet sind. Verfolgt die Gruppe das Ziel, diesen spezifischen Erinnerungsort im Rahmen einer Gedenkveranstaltung als "ihren" schulischen oder außerschulischen Lernort vorzustellen, wird aus der gemeinsamen gedanklichen Auseinandersetzung ein individueller oder gemeinschaftlicher Redebeitrag. Erreicht dieser Redebeitrag die übrigen Teilnehmenden der Veranstaltung, ist das nicht nur für die jugendlichen Akteure ein Gewinn, sondern ebenso für die Gäste, die übrigen Mitwirkenden, die Impulsgeber und alle organisatorisch Verantwortlichen.

Dass dies am 27. März 2023 bei der Präsentation der neuen Forschungsergebnisse des Landesverbandes in Schlüchtern gelungen ist, hatte mit den angefragten Kooperationspartnern und Akteuren zu tun, aber auch mit den individuell vorbereiteten Programmbeiträgen, die der gemeinsamen Zielsetzung folgten, konkrete Kriegstote in den Mittelpunkt der jeweils eigenen Betrachtung zu stellen.

Der Landesverband selbst hatte sich früh auf den Tag fokussiert, an dem im März 1945 der Todesmarsch der KZ-Häftlinge aus den Frankfurter Adlerwerken kommend Schlüchtern passierte. 20 Tote dieses nationalsozialistischen Endphaseverbrechens sind entweder als „unbekannter polnischer Kriegstoter“, als „unbekannter Kriegstoter“ oder als „unbekannter deutscher Soldat“ auf der Kriegsgräberstätte bestattet. Wann und unter welchen Umständen sowie gesetzlichen Vorgaben dies ab 1961 geschah, wird nun auf der neuen Informationstafel erklärt.

Bisheriges Informationssystem erweitert

Als bislang einzige Tafel des Landesverbandes hat die neue Informationstafel einen QR-Code erhalten. Dieser soll Besucherinnen und Besuchern und Schülerinnen und Schülern im Rahmen ihrer Projekte, die  Forschungsergebnisse zur Kriegsgräberstätte Schlüchtern leichter zugänglich machen. Der Lageplan der Pulttafel enthält zudem Kennzeichnungen der 11 exemplarischen Einzelgräber des Friedhofs, die für bestimmte Gruppen von Toten und spezielle Themenschwerpunkte stehen.

Das bisherige Informationskonzept des Volksbunds Hessen wurde durch diese Entscheidung erweitert. Statt der auf anderen Kriegsgräberstätten bisher realisierten Einzelstelen soll die Kriegsgräberstätte zeitnah die am 27. März gezeigten kleinen rechteckigen Tafeln mit QR-Code erhalten. Mit den für die Kriegsgräberstätte zuständigen Behörden muss zuvor geklärt werden, welches Trägermaterial für die Tafeln erlaubt und gewünscht ist. Erst dann können die Tafeln neben den vorhandenen Grabkennzeichnungen der 11 Einzelgräber gesetzt werden, wofür der Bauhof der Stadt Schlüchtern sorgen wird.

Für den Zugang zur Information reicht allerdings jetzt schon der vorhandene QR-Code der Pulttafel aus. 

Die erneute Initiative des Volksbundes wurde in den Redebeiträgen des Vizekonsuls der Republik Polen Jan Krzymowski, von Pfarrerin Simone Schneider und ebenso von Bürgermeister Matthias Möller und Landrat Thorsten Stolz uneingeschränkt gewürdigt.

(VK, 28.03.2023)

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