Kriegstoten gebührt - geschützt durch internationales Völkerrecht - ein dauerndes Ruherecht. Die staatliche Verpflichtung, für den Erhalt und die Pflege ihrer Gräber zu sorgen und diese als Mahnstätten zu erhalten, ist in Deutschland auf einen gemeinnützigen Verein, den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. übertragen. Die 16 Landesverbände des Volksbundes, darunter der Landesverband Hessen, sind unmittelbar an der Umsetzung dieses staatlichen Auftrages beteiligt. Sie vermitteln die von den Kriegsgräberstätten ausgehende mahnende Botschaft gegen Krieg und Gewaltherrschaft im Rahmen von unterschiedlichen Projekten. Gleichzeitig sind sie Träger der Jugend-, Schul- und Bildungsarbeit des Volksbundes und damit Mittler zwischen den Generationen.
Aber, weshalb soll man sich auch heute noch mit der Geschichte des Krieges, insbesondere der des Zweiten Weltkrieges beschäftigen? Weshalb belastet man sich damit, „das Leiden anderer zu betrachten“, wie es Susan Sonntag formulierte, und weshalb könnte es sinnvoll sein, sich die Geschichten von Toten der Weltkriege zu erschließen? Angesichts aktueller, drängender Konflikte werden wir immer häufiger mit diesen Fragen konfrontiert. Sie haben ihre Berechtigung, und wir nehmen sie ernst.
Niemand wird heute noch ernsthaft glauben, der Krieg könne abgeschafft werden. Was allerdings bleibt, ist die Hoffnung, dass manchen Kriegen ein Ende bereitet werden kann, indem Lösungen auf dem Verhandlungsweg gesucht werden. Ebenso hoffen wir, dass Völkermord Einhalt geboten und dass derjenige vor Gericht gestellt wird, der sich schwerer Kriegsverbrechen schuldig gemacht hat. Insoweit bedeutet der Zweite Weltkrieg ebenso eine Zäsur wie hinsichtlich der Tatsache, dass der Holocaust einen Bruch in der Geschichte der Zivilisation darstellt.
Aus diesem Grund ist es für den Landesverband Hessen sinnvoll und folgerichtig, auch heute noch historisch-politische Bildung über den Zweiten Weltkrieg zu betreiben und die Spurensuche auf ausgewählten Kriegsgräberstätten zum Ausgangspunkt seiner Bildungsarbeit zu machen. Grundlage für unsere Arbeit mit Kriegsgräbern sind die Ergebnisse des Forschungsprojekts des Landesverbandes zur historischen Aufarbeitung ausgewählter Kriegsgräberstätten in Hessen. Es hat sich gezeigt, dass insbesondere Kriegsgräberstätten, die im Inland liegen, einen multiperspektivischen Einstieg in die Geschichte des Zweiten Weltkrieges ermöglichen. Auf diesen sind neben Soldaten auch Zivilisten begraben: Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge, Widerstandskämpfer, Ermordete der NS-„Euthanasie“ sowie Frauen, Männer und Kinder, die Opfer von Bombardierungen wurden.
Auf der Basis dieses Selbstverständnisses entwickeln wir ein Jahresprogramm, das sich auf folgende Arbeitsbereiche konzentriert: