Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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Internationale Jugendbegegnung in Nordhessen

Bürgermeister von Kassel und Kaufungen heißen willkommen

Gruppenbild mit dem Kaufunger Bürgermeister Arnim Roß

Gruppenbild mit dem Kaufunger Bürgermeister Arnim Roß Julia Gerhold

„Der Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg ist für mich immer noch ein Wunder“, sagte der Kasseler Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller bei seinem Willkommensgruß an die 23 Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus ganz Europa auf dem Hauptfriedhof. Heute sei er keine Selbstverständlichkeit mehr, er müsse aktiv verteidigt und bewahrt werden. Darum empfinde er die Präsenz des Volksbundes in seiner Stadt als besonderen Glücksfall. Schoeller betonte, wie sehr er sich über das Engagement der jungen Menschen freue. Auf dem Gräberfeld der Kasseler Bombenopfer berichtete das Stadtoberhaupt über die schrecklichen Opfer Kassels zur Zeit des Zweiten Weltkriegs - nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die Luftangriffe nur eine Reaktion gewesen sind auf das, was Hitler-Deutschland zuvor in anderen Ländern angerichtet hatte.
 

Frieden und Demokratie auch im Kleinen leben

Am Vortag waren die 23 Teilnehmenden aus Großbritannien, Polen, Portugal, Rumänien, der Türkei, Ungarn, Deutschland und der Ukraine auf dem Kaufunger Friedhof empfangen worden. Die Unterbringung der Jugendlichen im Naturfreundehaus Kaufungen war Anlass dafür, die Kleinstadt auch inhaltlich ins Programm einzubeziehen: Im Vergleich mit der großen Nachbarstadt zeigt die Gemeinde im Kasseler Landkreis deutlich, wie Geschichte bis in heutige Zeiten wirkt. Die malerischen Fachwerkhäuser, die die Jugendgruppe gleich zu Beginn ihres Aufenthalts bei einer Stadtführung hier bewundern konnten, sucht man in der nordhessischen Documenta-Stadt vergebens.

Bürgermeister Arnim Roß hieß die Jugendlichen herzlich willkommen und bedankte sich vorab für den Pflegeeinsatz, der für die Kriegsgräberstätte des Oberkaufunger Friedhofs geplant ist. Einen Tag lang werden die Camp-Teilnehmer mit Wurzelbürsten und Gartengeräten auf dem Gräberfeld aktiv sein und für den Erhalt der Erinnerung Hand anlegen. Die Bewahrung des Friedens dürfe man nicht allein den Regierungschefs überlassen, sagte Roß, man müsse auch im Kleinen für den Erhalt von Frieden und Demokratie eintreten.

„This makes us think about our lives“

In Kaufungen näherten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vierzehntägigen Begegnung den übergeordneten Themen des Volksbundes, lernten sich auf der Gräberstätte zu orientieren und Informationen zu sammeln und dachten über verschiedene Opfergruppen des Zweiten Weltkriegs nach. Etwa ein Drittel der Grabkreuze in Kaufungen tragen ausländische Namen. Die Frage, wie das sein kann, war unter anderem Thema einer Spurensuche, die vom Landesverband Hessen vorbereitet worden war. Bewegt über die Kenntnisse, die über die teilweise jung gestorbenen Kriegsteilnehmer und Zivilisten herauszufinden waren, notierte einer der jungen Europäer auf seinem Arbeitsblatt: „This makes us think about their lives and also about our own lives.“

Nur wer über die Vergangenheit redet, kann für die Zukunft lernen.

Auf dem Hauptfriedhof in Kassel wurden am Folgetag verschiedene Gräberstätten ins Visier genommen. Immer spielte dabei auch die Aktualität eine Rolle. Beispielsweise wurde die Schlussstrich-Mentalität, die die Gestaltung des Soldatenfeldes in den 1950er Jahren beeinflusste und prägte, mit der Haltung heutiger nationalistischer Politik in Bezug gesetzt. Das Dritte Reich nur ein „Vogelschiss in der Geschichte“? Die heterogene Gruppe aus unterschiedlichsten Ländern war sich einig: Nur wer über die Vergangenheit redet, kann für die Zukunft lernen.

Der Landesverband Hessen wünscht der Internationalen Jugendbegegnung spannende Entdeckungen, viele neue Erkenntnisse, gute Gespräche und Diskussionen und hofft auf viele neue Freundschaftsbande!

Möchten Sie mehr erfahren vom Austauschprogramm in Nordhessen? Zum Abschluss ihres Aufenthalts gestalten die Jugendlichen eine Gedenkveranstaltung auf der Kriegsgräberstätte in Oberkaufungen. Sie findet statt am 15. August um 10 Uhr. Sie sind herzlich eingeladen!

(Text: Dr. Maike Bartsch)