Wissenschaftler aus dem In- und Ausland beschäftigen sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit dem historischen und architektonischen Erinnerungsort El Alamein in Ägypten und gehen der Frage nach, wie dieser Ort heute erinnerungskulturell einzuordnen ist.
Die Schlachten in der Wüste von El Alamein gehören auch 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu den Kriegsereignissen, die in der Öffentlichkeit starke Assoziationen wecken. So sind der Afrikafeldzug und die damit verbundenen Bilder von Soldaten in der Wüste tief im kollektiven Gedächtnis verankert. Dies liegt nicht zuletzt an der Figur Erwin Rommels, der - oft verklärt und mystifiziert - in der Geschichtsschreibung aller beteiligten Nationen eine zentrale Rolle spielt.
In den 1950er Jahren errichtete der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung in der Nähe des Schlachtfeldes eine Grabanlage in Form einer Totenburg nach dem architektonischen Vorbild des stauferzeitlichen Castel del Monte. Das Gebäude ist durch eine entindividualisierende Bauweise gekennzeichnet, gehört zur strategischen Memorialarchitektur der jungen Bundesrepublik und steht zugleich in der Tradition imperialer Bestrebungen. El Alamein ist somit sowohl ein historischer als auch ein architektonischer Erinnerungsort. Erinnerungskulturell lassen sich vor allem drei Linien nachzeichnen: der sich wandelnde Geschichtsbezug in Deutschland, die Erinnerung im Land des Geschehens und der Umgang mit der gewählten Ästhetik des Denkmals, das an die Gefallenen erinnert.
Die Diskussionsrunde will Linien der deutschen und ägyptischen Erinnerungskultur aufzeigen und fragen, wie diese trotz bestehender Dissonanzen für die Zukunft gedeutet werden können.
Freuen Sie sich auf kenntnisreiche Vorträge von
● Prof. Dr. Dieter Pohl, Alpen-Adria Universität Klagenfurt Die Schlachten von El Alamein – Kriegswende und Bedeutung für die deutsch-ägyptische Erinnerungskultur
● Prof. Dr. Emad Helal, Suezkanal Universität Ismailia, Ägypten Participation and the reception of the Battle of El Alamein (Deutsche Übersetzung)
● Prof. Dr. Christian Fuhrmeister, Zentralinstitut für Kunstgeschichte München Strategische Memorialarchitektur für die Bundesrepublik: Die Kriegsgräberstätte von El Alamein [online zugeschaltet]
Grußworte sprechen Andreas Hoffmann (Geschäftsführer documenta und Museum Fridericianum gGmbH), Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller, Brigadegeneral a. D. Dirk Backen (Generalsekretär des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.), Felix Münch (Ständiger Vertreter des Direktors der Landeszentrale für politische Bildung in Hessen).
Begrüßung und Einführung: Dr. Thomas Würtz (Vizedirektor Orient-Institut Beirut). Die Moderation des Abends übernimmt Prof. Dr. Liliana Gómez (documenta Institut und Universität Kassel).
Nach der Veranstaltung bitten wir Sie zu einem kleinen Empfang. Der Empfang beginnt ab 20 Uhr in der Rotunde des Fridericianums.
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