Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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April 1945: Kriegsende in Kassel

Kriegsgräber erzählen Geschichte(n)

Kurz nach Ostern, am 4. April 1945, übergibt Generalmajor und „Festungskommandant“ Johannes Erxleben die Stadt Kassel an die einrückenden Amerikaner. Bis alle Kämpfe aufhören, dauert es aber noch einen Tag. Kassel ist stark zerstört, die Einwohner hausen in den Ruinen und müssen zusehen, wie sie sich etwas zu essen besorgen. Heute gibt es nur noch wenige Menschen, die diese Tage miterlebt haben. Um sich ein Bild davon zu machen, was Krieg anrichtet, ist es empfehlenswert auf den Kasseler Hauptfriedhof zu gehen. Gräberfelder für Soldaten, Bombenopfer und Zwangsarbeiter sind dort angelegt worden und jedes Grab erzählt seine eigene Geschichte. So z.B. von Flakhelfer Heinz, der mit 15 ½ Jahren sterben musste und von Emil, der mit seinen 61 Jahren noch zum Volkssturm einberufen wurde. Auch er überlebte die Kämpfe nicht lange. So ruhen sie auf dem Gräberfeld für Soldaten zusammen mit vielen Kameraden, die in Kassel verstorben sind. Nicht weit entfernt ist das Gräberfeld für Menschen, die durch Bombenangriffe gestorben sind. Darunter war Hiltrud Koch, 22 Jahre alt und im neunten Monat schwanger. Sie überlebte den Bombenangriff von 1943 auf Kassel nicht, auch nicht ihr Kind. Vergeblich suchte ihr Mann nach ihr, erst später wurde sie gefunden. Und noch ein drittes Gräberfeld gibt es auf dem Hauptfriedhof: Hier sind die Menschen bestattet, die in Kassel Zwangsarbeit leisten mussten. Auch sie starben durch Bombenangriffe,  aufgrund von Krankheiten oder Mangelernährung. Hier ruht auch Nadja Truvanova, die als 16jährige aus der Sowjetunion verschleppt und in den Henschelwerken eingesetzt wurde. Ein Jahr arbeitete sie dort, bis sie an einem Tumor verstarb. Sie wurde 17 Jahre alt.

Alle diese Schicksale hat der Volksbund in den letzten Jahren aufgearbeitet und durch Recherche viel über die auf den verschiedenen Gräberfeldern bestatteten Menschen herausgefunden. Diese bieten auch die Ausgangslage für unsere Bildungsmodule.