Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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Ein Tag für die Kriegsgräberpflege

Mitarbeiter der Barclays Bank engagieren sich in Frankfurt

Gemeinsames Abschiedsfoto des Barclays Bank-Teams mit den Mitgliedern des Landesvorstands Hessen, Frau Tursky-Hartmann und Herrn Luft, und dem Bundeswehrbeauftragten Glatzel Foto: Andreas-Karl Glatzel

Am 12. Oktober 2023 haben vierzehn Beschäftigte der Barclays Bank aus Frankfurt und London ehrenamtlich Gartenpflegearbeiten übernommen und Gehwege, Mauerwerk, Fugen und Grabsteine gereinigt. Begrüßt wurden sie von Eberhardt Luft, dem stellvertretenden Landesvorsitzenden vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Hessen. Der Einsatz wurde koordiniert durch Oberstleutnant a. D. Andreas Glatzel, dem Beauftragten des Volksbundes für die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr sowie Mitarbeitern vom Grünflächenamt und der Friedhofsverwaltung der Stadt Frankfurt. Als Dank erhielten die Teilnehmenden eine Urkunde und einen Coin für ihren ehrenamtlichen Einsatz an diesem regnerischen Oktobertag. Ich habe als Landesvorstandsmitglied über mein Buch "Zur besonderen Verwendung" und der Unterstützung der Reisen durch Osteuropa vom Volksbund berichtet.

In den Kriegsgräbern des Frankfurter Hauptfriedhofs ruhen die sterblichen Überreste von zirka 6.700 Menschen – Männern, Frauen und Kindern aus Deutschland und anderen Ländern –, die ihr Leben in den beiden Weltkriegen und als Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft verloren haben. Das „Gräbergesetz“ der Bundesrepublik Deutschland legt fest, dass solche Grabstätten ohne zeitliche Befristung gepflegt werden und nicht beseitigt werden dürfen. Den Mittelpunkt der Kriegsgräberfelder auf dem Hauptfriedhof bildet der Rundbau des Ehrenmals. Es wurde 1928 nach einem Entwurf des Architekten Hermann Senf errichtet. Die Skulptur des „Liegenden Kriegers“ im Innern des Bauwerks stammt vom Bildhauer Paul Seiler.

Vom Vorplatz des Ehrenmals führt ein Weg in südlicher Richtung zur Skulptur des „Hiob“. Die Bronzeplastik von Gerhard Marcks steht am Übergang zum 1959 eingeweihten Gräberfeld für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Liegende, stehende und an einer Mauer angebrachte Sandsteintafeln markieren die Grabstätten für fast 1.400 Tote, deren sterbliche Überreste auf Beschluss des Frankfurter Magistrats aus früheren Grablagen hierhin umgebettet wurden: Häftlinge in Konzentrationslagern und Gefängnissen, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, sowjetische Kriegsgefangene und „Displaced Persons“, außerdem über 300 Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen, die ermordet wurden, weil ihr Leben in der Ideologie der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“ für „lebensunwert“ erklärt wurde.

Das Gemeinschaftsgrab der polnischen KZ-Häftlinge abseits der zentralen Kriegsgräberstätte wurde durch Umbettungen in den Jahren 1948 und 1958 ein Gemeinschaftsgrab für KZ-Häftlinge geschaffen. Fast alle Toten waren Polen. Von der Leitung der Frankfurter Adlerwerke wurde 1944 ihr Arbeitseinsatz in der Rüstungsproduktion beim SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt angefordert. Untergebracht im Lager „Katzbach“, einem Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof auf dem Werksgelände, starben sie zwischen Oktober 1944 und März 1945 entweder an den mörderischen Haft- und Arbeitsbedingungen, denen sie in den Adlerwerken ausgesetzt waren, oder als Opfer von Hinrichtungen oder bei Luftangriffen, da sie die vorhandenen, vergleichsweise sicheren Schutzräume nicht aufsuchen durften.

Auf einer Informationstafel am Ehrenmal hat der Volksbund seine Forschungsergebnisse zu den Kriegsgräbern auf dem Frankfurter Hauptfriedhof dokumentiert. Der Frankfurter Hauptfriedhof stand 2018 und 2019 im Mittelpunkt des Forschungsprojekts, mit dem der hessische Landesverband des Volksbundes seit 1999 die Geschichte der Kriegsgräberstätten aufarbeitet. „Der Volksbund in Hessen begreift Kriegsgräberstätten heute auch als Lernorte der historisch-politischen Bildung. In unserer Bildungsarbeit machen wir immer wieder die Erfahrung, dass sich die Besucherinnen und Besucher von Kriegsgräberstätten besonders für die individuellen Schicksale der dort bestatteten Toten interessieren und darüber einen persönlichen Zugang zu historischen Themen finden können“, sagt der Landesvorsitzende Staatsminister a. D. Karl Starzacher.

Text: Petra Tursky-Hartmann