Nach brisanten, schwierigen, unhandlichen, vielschichtigen Orten der deutschen Gedenkkultur sucht die Berliner Künstlerin Finja Sander. Fündig geworden ist sie auch in Kassel. Am Mahnmal in der Karlsaue, das an getötete Soldaten der beiden Weltkriege erinnert, hat sie den elften Teil ihrer performativen Reihung „FürMorgen-standort-1-12“ stattfinden lassen. Vielleicht abgehoben, losgelöst und über den Dingen schwebend, vor allem aber Assoziationen weckend, hängt Sander für jeweils eine Stunde in einem Gerüst aus Metallstangen und neongelben Spanngurten und geht – schweigend und mit geschlossenen Augen – in Korrespondenz mit dem jeweiligen Erinnerungsort. Sander kreiert so mit ihrer eigenen Körperlichkeit einen Bezug zum Denkmal, der nicht „in Stein gemeißelt“ ist, sondern immer neu gedacht werden muss.