Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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Friedrichsgymnasium Kassel forscht zu Kriegsgefangenen aus dem Ersten Weltkrieg

Neue Recherchen auf den Gräberstätten in Kassel-Niederzwehren

Historische Forschung mit moderner Technik: Volksbund-Mitarbeiter Arthur Berger und Schüler bei der Arbeit

Historische Forschung mit moderner Technik: Volksbund-Mitarbeiter Arthur Berger und Schüler bei der Arbeit Maike Bartsch

Hermann Knackfuß, gestorben 1915, bestattet auf dem Russischen Friedhof Niederzwehren. Diese Information findet sich in der Datenbank „Billiongraves.com“. Sie ist aber falsch. Denn der Gedenkstein, der an die Zeit des Kriegsgefangenenlagers Niederzwehren erinnert, ist kein Grabstein. Die überlebenden Aufseher und Ärzte haben das Denkmal ihren verstorbenen Kameraden gespendet. Für die heutige Anlage ist er ein Problem, denn nur er erinnert individuell. Die etwa 2 000 Toten aus Osteuropa, die ab 1914 im Gefangenenlager inhaftiert waren, sind auf dem Friedhof nicht namentlich erwähnt. Dies fällt umso schwerer ins Gewicht, als die britische Kriegsgräberstätte in unmittelbarer Nachbarschaft veranschaulicht, wie es anders möglich gewesen wäre.
 

Aber zurück zu Hermann Knackfuß: Er wurde nicht in Niederzwehren bestattet, sondern auf dem Kasseler Militärfriedhof. In seinem Fall lässt sich dies leicht ergründen, denn Knackfuß war ein bekannter Kasseler Künstler. Wo aber liegen die anderen Menschen, die der Gedenkstein listet? Grablagepläne gibt es nicht.

Mit einem speziellen Radargerät, das die Bundesgeschäftsstelle des Volksbundes zur Verfügung stellte, begann die Suche nach einer separaten Grablage. Gibt es auf der russischen Gräberstätte Niederzwehren ein Areal, das auf eine abseitige Bestattung der Aufseher im damaligen Lager verweist? Bei einem Projektnachmittag durfte der Leistungskurs Geschichte der 12. Jahrgangsstufe des Kasseler Friedrichsgymnasiums nachvollziehen, wie der Volksbund arbeitet und das Radargerät sogar selbst bedienen. Ein Blick in den Boden wird über die moderne Technik möglich, ohne dass Schaufeln zum Einsatz kommen müssen.

Nach dem Problemaufwurf und der technischen Untersuchung wird das Projekt in der kommenden Woche weitergeführt mit biographischen Recherchen zu den Kriegsgefangenen. Welche Nationalitäten finden sich auf dem sogenannten „russischen“ Friedhof? Woher kamen die Menschen? Welche Schicksale lassen sich ergründen, wie ging das Leben der Osteuropäer nach 1918 weiter? Klassische historische Quellen werden in diesem Rechercheteil weiterhelfen.

Text: MB