Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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Gedenken zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Gedenkveranstaltung auf der Kriegsgräberstätte in Klein-Zimmern

Die Gedenkzeremonie fand auf dem Gräberfeld der Kriegsgräberstätte Klein-Zimmern statt. Hier ruhen über 400 sowjetische Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges. Landesverband Hessen

"Die Vergangenheit hat uns gezeigt, dass Krieg nichts weiter als Zerstörung, Leid und Elend bringt. Sie sagen wir sollen daraus lernen. Doch tun wir das?" - Diese Frage stellten sich Schülerinnen und Schüler der Goetheschule Dieburg zum diesjährigen Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa.

Das war vor 77 Jahren. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine tobt wieder ein Krieg in Europa. Menschen – Männer, Frauen und Kinder – flüchten oder sind gezwungen zu kämpfen, Familien werden auseinander gerissen. Tausende von ihnen suchen Zuflucht in den Nachbarländern, auch in Deutschland. Der Kreisvorsitzende des Volksbundes, Landrat Klaus Peter Schellhaas, zeigte sich bestürzt ob der Ereignisse in der Ukraine: "Einen solchen Rückfall in dunkle Zeiten habe ich nicht für möglich gehalten."

So gedachte der ukrainische Konsul Sergiy Dragan, der stellvertretend für den ukrainischen Generalkonsul an dem Gedenken in Klein-Zimmern teilnahm, nicht nur der ukrainischen Kriegstoten, die auf der dortigen Kriegsgräberstätte bestattet sind, sondern insbesondere auch der Opfer, die der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine in den letzten Woche gefordert hatte. Gleichzeitig dankt der Konsul Deutschland für seine Unterstützung.

 

Vier neue Holzstelen für die Kriegsgräberstätte

Landrat Schellhaas würdigte den Fortschritt der Gestaltung der Kriegsgräberstätte - zu der Informationstafel und einer Holzstele, die im letzten Jahr aufgestellt wurden, kamen in diesem Jahr vier weitere Holzstelen hinzu. An diesen hängen die ersten Tonziegel des Projekts "Wir schreiben Eure Namen" des Landesverbandes Hessen. Im Rahmen dieses Bildungsprojektes stellen Schülerinnen und Schüler Tonziegel mit den Namen und den Lebensdaten der sowjetischen Kriegstoten her und geben diesen - die ohne Namens- oder Grabkennzeichnung bestattet wurden - symbolisch ihren Namen und damit ihre Identität zurück.
Landrat Schellhaas auch verwies auf die Wichtigkeit, dass sich besonders die junge Generation dieses Themas annimmt, Erinnerungskultur aktiv mitgestaltet und so das Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges bewahrt.

Dieser Aufgabe hatten sich die Schülerinnen und Schüler der Goetheschule Dieburg angenommen und sich an der Gestaltung der Gedenkveranstaltung beteiligt. In ihrer Rede gedachten die Schülerinnen und Schüler nicht nur dem Kriegsende und erinnerten an das Leid, das den Kriegsgefangenen, die in Klein-Zimmern bestattet sind, widerfahren ist. Sie schlugen ebenfalls den Bogen in die heutige Zeit: "Es liegen gerade mal 1.365,8 Kilometer zwischen unserer Hauptstadt Berlin und dem zerstörten Kiew. Innerhalb von zwei Stunden ist man in einer zerstörten Stadt, in der täglich Menschen sterben und fliehen."

Botschaften für Frieden und Versöhnung

Bei der anschließenden Gedenkzeremonie auf dem Gräberfeld überbrachten die Schülerinnen und Schüler ihre Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft in Form von Friedensbotschaften - kein Leid, Brüderlichkeit, Mitgefühl, Freundschaft, Frieden, ein Morgen. Auf bunte Papierstreifen geschrieben, wurden die Botschaften auch für nachfolgende Besucher sichtbar auf der Grabstätte angebracht.

Die Schülerinnen und Schüler der Goetheschule, die sich an dem Projekt "Wir schreiben Eure Namen " beteiligen und zuletzt 46 weitere Tonziegel für die Kriegsgräberstätte angefertigt hatte, verlasen außerdem die Namen von 21 sowjetischen Kriegstoten - stellvertretend für die über 400 Menschen, die in Klein-Zimmern ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Darauf dass in Klein-Zimmern nicht nur Russen bestattet sind, sondern die Angehörigen von insgesamt 21 Nationen und Volkszugehörigkeiten, hatte zuvor Dr. Götz Hartmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Landesverbandes, hingewiesen.

Wie wichtig das gemeinsame Gedenken an den Zweiten Weltkrieg und seine schrecklichen Folgen auch heute noch ist, betonten auch Schülerinnen und Schüler der Goetheschule. So wandten sie sich an die anwesenden Gäste: "Sobald Wir die Verbrechen der Vergangenheit als fernes gestern betrachten statt als allgegenwärtiges Beispiel, bröckelt die Wand der Defensive, die wir gegen Grausamkeit und Ignoranz gebildet haben. Wir appellieren an Sie, unseren Frieden hier in Deutschland wertzuschätzen: Tag für Tag, Stunde für Stunde, hier und jetzt."

(Text: WB)