Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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Internationale Jugendbegegnung des Volksbundes gedenkt der Opfer von Zwangsarbeit

IJB Hessen in Wetzlar: „Work in times of war, crisis and peace“

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Internationalen Jugendbegegnung in Wetzlar nach der Gedenkveranstaltung auf der Kriegsgräberstätte Niedergirmes. Landesverband Hessen

Unter diesem Motto stand die diesjährige Internationale Jugendbegegnung des Volksbundes in Hessen, die vom 8. bis 11. Juli 2023 im Wetzlar stattfand. Bei einer abschließenden Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof Niedergirmes erinnerten die Teilnehmenden an das Schicksal tausender ausländischer Zivilisten, die während des Zweiten Weltkrieges in Wetzlar Zwangsarbeit leisten mussten.

Einen ersten Eindruck über die Geschichte der Stadt während des Krieges erhielten die Jugendlichen bei einer Führung mit dem Verein Wetzlar erinnert e. V., der sich seit vielen Jahren in der dortigen Erinnerungsarbeit engagiert und an vielen Orten in der Stadt auf das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aufmerksam macht. Bei einem Besuch des Friedhofs Niedergirmes, auf dem zahlreiche Opfer der nationalsozialistischen Zwangsarbeit in Wetzlar ihre letzte Ruhe gefunden haben, und in einem gemeinsamen Workshop mit dem Landesverband lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über das System der NS-Zwangsarbeit und speziell über die Geschichte der Zwangsarbeit in Wetzlar: Ein Großteil der Arbeiterinnen und Arbeiter war in größeren Rüstungsbetrieben beschäftigt - untergebracht waren sie zahlreichen Barackenlagern, die während des Krieges über die ganze Stadt verteilt errichtet wurden.

 

Reinigungsaktion auf dem Friedhof Niedergirmes

Auf dem Friedhof Wetzlar-Niedergirmes liegen mehr als 250 Männer und Frauen bestattet, die während des Zweiten Weltkrieges in Wetzlar Zwangsarbeit leisten mussten - sie verstarben bei Arbeitsunfällen, aufgrund von unbehandelten Verletzung oder währen der alliierten Luftangriffe. Häufig waren aber Krankheiten infolge mangelhafter Ernährung und Hygiene die Todesursache. Die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter stammten vor allem aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion, aber auch aus Belgien, Frankreich, Italien und den Niederlanden. Auch die Gräber der Kindern von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern finden sich in Niedergirmes, oftmals wurden sie nur wenige Stunden oder Tage alt.

An drei Vormittagen rückten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jugendbegegnung zum Arbeitseinsatz aus: Sie reinigten die Grabsteine und befreiten die Grabkennzeichnungen von Moos und Bewuchs. Der Weg, der zum Gräberfeld führt, wurde von den Teilnehmenden wieder hergerichtet und vor dem Gedenkstein für die zivilen Opfer der nationalsozialistischen Zwangsarbeit pflanzten sie neue Blumen.

Zwangsarbeit: ein Problem unserer Zeit

Ziel der Jugendbegegnung war es auch, Zwangsarbeit als aktuelles Problem sichtbar zu machen - rund 25 Millionen Menschen sind heute von unterschiedlichen Formen der Zwangsarbeit betroffen. In einem Gespräch mit den Jugendlichen berichtete der Menschenrechtler Enver Can von den aktuellen Menschenrechtsverletzungen in China, von denen insbesondere die Minderheiten in dem Land betroffen sind, und seinen persönlichen Erfahrungen mit Zwangsarbeit. Enver Can ist selbst Uigure und Vorsitzender der Menschenrechtsorganisation Ilham Tohti Institute, die sich für die Rechte von Minderheiten in China einsetzt.

Gemeinsame Freizeitgestaltung

Das Freizeitangebot kam bei der Jugendbegegnung dennoch nicht zu kurz. So stand neben einer Fahrt nach Limburg mit seiner historischen Altstadt und einem Besuch des Mathematikums in Gießen auch eine Reihe von sportlichen Aktivitäten auf dem Programm: die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versuchten sich im Minigolf, paddelten bei einer Kanutour die Lahn hinunter und machten einen Ausflug in den Kletterwald. Für den Abschluss der zwölftägigen Jugendbegegnung ist ein gemeinsamer Grillabend geplant.

„Der Volksbund eröffnet die Möglichkeit, lebenslange Freundschaften zu schließen und schafft Verständnis zwischen Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern, was nicht nur für unsere Generation, sondern auch für die kommenden Generationen wichtig ist. “