Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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Projektstart in Fulda

Richard-Müller-Schule auf den Spuren der Kriegstoten

Gedenkveranstaltung auf dem Zentralfriedhof Fulda am 20. Juli 2023

Gedenkveranstaltung auf dem Zentralfriedhof Fulda am 20. Juli 2023 Maike Bartsch/Volksbund Hessen


Drei Tage lang setzen sich Schülerinnen und Schüler des Wirtschaftsgymnasiums der Richard-Müller-Schule Fulda mit den Lebenswirklichkeiten verschiedener Opfergruppen des Zweiten Weltkriegs auseinander, die auf dem Zentralfriedhof Fulda bestattet sind. Historische Quellen und Zeitzeugenberichte machten es den Zwölftklässlern möglich, sich in die Schicksale der Urgroßelterngeneration einzufühlen. Dabei ging es um ausländische Kriegsopfer wie Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, aber auch um Bombenopfer und gefallene Soldaten.

 

„Zuerst waren es nur Steine, jetzt sind es Menschen“

ein Schüler der Richard-Müller-Schule, Fulda

Auf dem Gräberfeld der Soldaten wurde schnell klar: Wir wissen viel zu wenig. Einen ganzen Tag lang wurden die Grabsteine gereinigt, Unkraut gejätet und die Grabbepflanzung in Form geschnitten. Auch dabei gelang eine Annäherung an die Schicksale. „Zuerst waren es nur Steine, jetzt sind es Menschen,“ stellte einer der Schüler fest. Hinter jedem Grabstein steht ein Menschenleben, eine Geschichte. Gerade diese Geschichten müssten aber weiter erforscht werden. Viel mehr als die Sterbedaten und den Namen geben die Steine von den Toten nicht preis. Auch fehlt es auf dem ganzen Friedhof an Infotafeln, die überhaupt erkennen lassen, um welche Gruppe von Kriegstoten es sich jeweils handelt. Es gibt noch viel zu tun!

„Wir sind nicht für das Geschehene verantwortlich, aber wir sind dafür verantwortlich, dass es nicht wieder passiert“, bilanzierte die Schülerin Ida Vorndran bei der Gedenkveranstaltung, die das dreitägige Projekt bekrönte (20.07.2023). Damit signalisierte sie auch im Namen der Mitschüler und Mitschülerinnen den Willen dazu, sich auch weiterhin für Arbeit einzusetzen, die der Öffentlichkeit zugutekommt – oder wie hier, dem Erhalt der Erinnerung.

Für die Gedenkveranstaltung hatten die Schülerinnen und Schüler Anstecknadeln mit Vergissmeinichtblüten kreiert, eine Fotokollage erstellt, die die Projekttage auf der Kriegsgräberstätte dokumentiert und Ginkgoblätter aus Papier vorbereitet, auf denen Wünsche für die Zukunft notiert werden konnten.

Initiiert hatte das Projekt Gunter Geiger in seiner Funktion als Präsident des Rotary Clubs Fulda. Der Leiter der Katholischen Akademie Fulda ist gleichzeitig Delegierter im Vertretertag des Landesverbandes Hessen und dem Volksbund sehr verbunden. Seiner Initiative ist eine große Spende der Rotarier zu verdanken, mit der auch eine Ginkgo-Pflanzung möglich wurde. Gunter Geiger, Magistratsmitglied Franz-Josef Heimann als Vertreter der Stadt, der Direktor der Richard-Müller-Schule OStD Jörg Demuth und die engagierten Lehrer Daniela Theurer und Rolf Pauthner, außerdem der Vorsitzende des Landesverbandes Hessen im Volksbund Staatsminister a. D. Karl Starzacher pflanzten den Baum gemeinsam. Der Ginkgo gilt als Symbol für neues Leben in Krisenzeiten und für die Brücke von Vergangenem und Gegenwart.

Alle öffentlichen Vertreter waren sich einig: Die Projekttage sollen der Beginn sein für eine längerfristige Auseinandersetzung mit den Kriegsgräbern auf dem Zentralfriedhof Fulda. Schon im nächsten Jahr sollen weitere Aktionen starten.

(Text: Maike Bartsch)