Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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Projekttag auf der Kriegsgräberstätte Runkel

Wahlpflichtkurs "Erinnerungskultur" der Johann-Christian-Senckenberg-Schule

Schülerinnen und Schüler der Johann-Christian-Senckenberg-Schule bei der Spurensuche auf der Kriegsgräberstätte Runkel Landesverband Hessen


Am  Donnerstag, 6. Juni 2024, fanden sich Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtkurses „Erinnerungskultur“ der Johann-Christian-Senckenberg-Schule in Runkel auf der dortigen Kriegsgräberstätte ein, um gemeinsam über das Schicksal der dort bestatteten Kriegstoten zu lernen.

Denn die Kriegsgräberstätte Runkel ist ein besonders spannungsgeladener Ort: Hier liegen nicht nur Wehrmachtssoldaten und deutsche Zivilisten bestattet, sondern auch polnische und sowjetische Kriegsgefangene, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie mindestens elf Kinder von Zwangsarbeiterinnen.
So ruhen in Runkel mehrere Tote einer "SS-Eisenbahnbaubrigade", die durch Luftangriffe zerstörte Gleisanlagen instandsetzen mussten - schwerste körperliche Arbeit, bei der die Zwangsarbeitskräfte ständig der Gefahr weiterer Luftangriffe ausgesetzt waren.
Auf der Kriegsgräberstätte sind auch Angehörige der Waffen-SS bestattet - unter ihnen jene Aufseher, die für die Bewachung der Baubrigade zuständig waren.

 

Der Erinnerungsort muss erhalten bleiben

Die Schülerinnen und Schüler begaben sich zunächst mit Hilfe eines Fragebogens auf eine Spurensuche. In der anschließenden vertiefenden Gruppenarbeit beschäftigen sie sich mit ausgewählten Biographien von Kriegstoten, die auf der Kriegsgräberstätte in Runkel bestattet sind.

Diese Einzelschicksale wurden  im Rahmen des Forschungsprojektes des Landesverbandes Hessen aufgearbeitet. Insgesamt neun Biographien wurden bisher rekonstruiert und auf Einzelstelen für Besucherinnen und Besucher der Kriegsgräberstätte sichtbar gemacht.

Wie wichtig die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kriegsgräberstätte auch heute noch ist, diskutierten die Schülerinnen und Schüler auch mit dem Runkeler Bürgermeister Michel Krämer, der es sich nicht nehmen ließ, dem Kurs während ihres Projekttages einen Besuch abzustatten. "Dieser Ort ist prädestiniert, sich zu erinnern. Und es ist wichtig, dass wir uns erinnern", so Krämer.
Um die Erinnerung an die Menschen, die in Runkel bestattet liegen, wach zu halten, sei es aber wichtig, dass dieser Ort erhalten und gepflegt bleibe. Dies ist derzeit nicht der Fall, kritisierten auch die Schülerinnen und Schüler. Viele der Namenstafeln der Kriegstoten fehlen. Dass hier dringender Handlungsbedarf besteht, gab auch Bürgermeister Krämer zu. Damit auch nachfolgende Schülergenerationen über das Schicksal der Menschen auf der Runkeler Kriegsgräberstätte lernen können.

(Text: WB)