Meldungen aus dem Landesverband Hessen
Meldungen aus dem Landesverband Hessen

Volkstrauertag in Kassel

Gedenken an Vergangenes, Sorge vor der Zukunft

Christine-Brückner-Schule Bad Emstal zu Gast in Kassel

Christine-Brückner-Schule Bad Emstal zu Gast in Kassel Dr. Maike Bartsch

„Ich kenne keinen Krieg / ich kenne nur geschichtsbuchkapitel / mit schaubildern und einem spannenden titel, / mit fakten und daten und zahlen und quoten: / Erster Weltkrieg, 1914-18, mit 17 Millionen / und zweiter Weltkrieg, 1939-45, mit 80 Millionen Toten.“

Dieses Gedicht von Janina Bodi hatte sich die 10G der Christine-Brückner-Schule Bad Emstal zum Ausgang genommen für eigene Beiträge, die sie bei der Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Kasseler Rathaus vortrug. Die engagierten Lehrerinnen Tanja Paul und Olga Lange hatten der Zusammenarbeit mit dem Landesverband Hessen im Unterricht viel Platz eingeräumt und die jungen Leute zu starken, persönlichen Beiträgen animiert.

"Wir kennen Krieg"

Eine Schülergruppe setze die Zahlen- und Faktenreihe fort bis in die heutige Zeit, warf dazu Bilder an die Wand und machte deutlich, wie wenig sich im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Einen Höhepunkt stellte der Beitrag von Palin Hannan und Lana Karic dar. Die Schülerinnen sind aus Kurdistan und aus der Ukraine geflohen und haben damit, anders als ihre Mitschüler, unmittelbare Kriegserfahrung. „Wir kennen Krieg,“ sagten sie gemeinsam ins Mikrophon und setzen das Gedicht von Bodi in ihren eigenen Worten fort. Es war ein berührender Moment.

Unter der Leitung des Landesverbandes Hessen hatten die Schülerinnen und Schüler Anfang September begonnen, sich auf den Volkstrauertag vorzubereiten. Gemeinsam verbrachten sie einen Projekttag auf dem Hauptfriedhof Kassel und beschäftigten sich, ausgehend von den dortigen Kriegsgräbern, mit den Luftangriffen auf Nordhessen vor 80 Jahren. Thema waren hier unter anderem die Zeitzeugenberichte von Christine Brückner, Namensgeberin der Schule in Bad Emstal. Auch dazu trugen die Zehntklässler dem beeindruckten Publikum am Volkstrauertag vor.

"Der Volkstrauertag ist heute wichtiger denn je."

Margret Baller, Geschichts- und Kunstvermittlerin unter anderem am Kasseler Stadtmuseum, war für den diesjährigen Redebeitrag eingeladen worden. Sie reflektierte über den Weg zum Frieden und die Bedingungen, die es dafür schon im Alltag braucht. Außerdem thematisierte sie die Rolle des Volkstrauertages in vergangenen Jahrzehnten und seinen aktuellen Auftrag.

Das Heeresmusikkorps Kassel bereicherte die Veranstaltung musikalisch.

Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller hatte die Ehre, in seiner Funktion als Kreisvorsitzender des Volksbundes eine Medaille entgegenzunehmen, mit der die rumänisch-orthodoxe Kirche die Kriegsräberfürsorge des Volksbundes in Rumänien würdigte. Dr. Ovidiu Ioan, Pfarrer der rumänisch-orthodoxen Kirche in Kassel, überbrachte die Medaille und eine Urkunde im Namen des Patriarchen Daniel.

Im Angesicht der vielen Krisen der Zeit wurde der Volkstrauertag in diesem Jahr von vielen als besonders wichtig empfunden. Das brachte auch die große Zahl von etwa 150 Gästen im Rathaus zum Ausdruck, darunter viele Würdenträger und Vertreter aus Politik, Kirche, städtischer Institutionen und der Bundeswehr.

Der Landesverband Hessen und die Stadt Kassel richteten die Veranstaltung gemeinsam aus.

Auf die Toten hören: Kranzniederlegung in Kassel-Bettenhausen

Bei einer Kranzniederlegung auf dem Friedhof Bettenhausen standen die Opfer der Luftangriffe auf Kassel im Jahr 1943 im Mittelpunkt. Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller lud dazu ein, den Toten zuzuhören. In Vertretung des Standortältesten für den Bundeswehrstandort Fritzlar schilderte Oberstleutnant Christopher Herz, was aus seiner Sicht nötig ist, um Frieden zu bewahren.

(Text MB)