Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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„Wir müssen sichtbarer werden!“

Katrin Himmler sprach in Kassel über die „Neue Rechte“

Politologin Katrin Himmler zu Besuch in Kassel

Politologin Katrin Himmler zu Besuch in Kassel Maike Bartsch


Katrin Himmler klärte in Kassel über Machenschaften der „Neuen Rechten“ auf – und deren Nähe zum alten Nazitum. Dazu sprach sie in einem öffentlichen Vortrag vor zahlreichem Publikum, außerdem an der Georg-August-Zinn-Schule und der Oskar-von-Miller-Schule Kassel.
 

Alte Nazi-Strategien, "Neue Rechte"

Der Name Himmler ist dem kollektiven Gedächtnis eingebrannt als einer jener, die für das größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit stehen, für millionenfachen Mord in Vernichtungslagern und genozidalen Massakern an Zivilisten während des Zweiten Weltkriegs. Heinrich Himmlers Plan sah vor, im „Osten“ mit Grenze zum Ural Siedlungsraum für eine „arische Herrenrasse“ zu erobern, andere Völker zu vernichten oder zu versklaven. Sein Weg führte den jungen Studenten einer schlagenden Verbindung rasch an die Spitze einer aufstrebenden Partei, die die noch junge Demokratie in Deutschland verunglimpfte und verletzte, wo es ging. Die Störungen der Nazis begannen in den Parlamenten der Provinz und mündeten in einer nationalen Machtergreifung 1933, eingeleitet und begleitet von den Schlägertrupps der SA und SS. Deren Befehlshaber: Heinrich Himmler. 

Katrin Himmler, Großnichte des Massenmörders, nimmt die Verantwortung ernst, die sie mit ihrer eigene Familiengeschichte wieder und wieder konfrontiert. Bei öffentlichen Veranstaltungen und an Schulen spricht sie zum Thema „Rassismus ohne Rassen: Die Ziele der ‚Neuen Rechten‘ und ihre Anknüpfungspunkte zum Nationalsozialismus“.

„Es gibt in unserer Gesellschaft eine demokratisch eingestellte Mehrheit. Die Rechtsextremen sind lauter. Deshalb müssen wir sichtbarer werden.“

Katrin Himmler

Dass das Thema bewegt, war im großen Saal der Volkshochschule sichtbar: Weit über hundert Menschen waren gekommen, um die Expertin zu hören. Auch die vielen Kooperationspartner, die die Veranstaltung unterstützten, spiegelten die Wichtigkeit des Themas: Neben der VHS Region Kassel zählten dazu das Evangelische Forum Kassel, die Katholische Kirche Kassel, die Europa Union Kassel, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Kassel, die Arbeitsgemeinschaft Kassel der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, die Initiative Nachgefragt Kassel, das Stadtarchiv Kassel und die Stadtbibliothek. Letztere war zugegen mit einem Büchertisch und präsentierte weiterführende Literatur zum Thema.

Fake-News, hübsche Mädchen und Influencer

Himmlers Kenntnisse über die heutige Szene, über extrem rechte Influencerinnen, Mode-, Farb- und Zahlencodes unter jungen Nazis und die Wirkungsweise schnell emporschießender Fake-News kamen zusammen mit ihrem persönlichen Engagement richtig gut an – auch an den zwei Kasseler Schulen, an denen die Berlinerin am Tag nach ihrem öffentlichen Vortrag auftrat. 

Die Frage, wie man mit der „Neuen Rechten“ umgeht, war den Lehrern der ausgewählten Schulen ein wichtiges Anliegen. In dem vermeintlich unverdächtigen Stadtteil Oberzwehren, Standort der GAZ-Europaschule, hatten die jüngsten Wählen bei der Europawahl im Juni dieses Jahres in großer Zahl rechts gewählt. Die Lehrer der Oskar-von-Miller-Schule, Berufsschule für Ausbildungszweige wie Fahrzeugtechnik, Elektrotechnik, Metalltechnik, Berufskraftfahrer und viele mehr, beschäftigte vor allem eine Frage: Wie kann es sein, dass gerade ausländische Schüler sich in großer Zahl der AfD zuwenden, deren Jugendverband – und nicht nur der – zuletzt lautstark eine umfängliche „Remigration“ einforderte?

In der Kürze der Vortragszeit konnte kein Paradoxon dieser Art gelöst werden. Wohl aber waren ganz sicher Denkanstöße gesetzt. Karin Himmler jedenfalls war zuversichtlich: „Ich habe das Gefühl, dass junge Menschen politisch sehr wach sind. Es gibt in unserer Gesellschaft eine demokratisch eingestellte Mehrheit. Die Rechtsextremen sind lauter. Deshalb müssen wir sichtbarer werden.“

Die Veranstaltungen wurden gefördert von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung

Der Landesverband Hessen im Volksbund dankt allen Förderern und Partnern für die Unterstützung!

 

(Dr. Maike Bartsch, Stand 11.10.2024)