Erfahrungsbericht über mein FSJ-Politik im Landesverband Hessen 2018/19

Der Sommer beginnt und somit neigt sich auch meine Zeit beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. dem Ende zu. Bis zum 31. August bin ich noch mit meinem Bundesfreiwilligendienst im Landesverband beschäftigt und so ist es an der Zeit, mein Freiwilliges Soziales Jahr im Politischen Leben Revue passieren zu lassen. Ich konnte viele Erfahrungen sammeln und einiges über mich selbst und das Arbeitsleben lernen.

Die ersten Monate

Die ersten Monate beim Volksbund waren sehr aufregend und interessant. Direkt zu Beginn des FSJ half ich bei der Durchführung der Dankveranstaltung und des Benefizkonzerts und auch bei der Vorbereitung und Durchführung des Volkstrauertages in der Paulskirche packte ich mit an. Den Tag des Friedhofs habe ich außerhalb meiner Arbeitszeit besucht, trotzdem war es ein sehr interessantes und lehrreiches Erlebnis, der Führung von Frau Sucher, unserer Bildungsreferentin, und Herrn Hartmann, unserem wissenschaftlichen Mitarbeiter, zu den Kriegsgräbern des Frankfurter Hauptfriedhofes, zu folgen.

Im Februar stand eine Vorstellung des FSJ beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge am LOG in Bruchköbel an. Dort haben Frau Sucher und ich die Jugendlichen über den Volksbund und mein Freiwilliges Soziales Jahr informiert.

Die Einweihung der Gedenktafeln in Kloster Arnsburg am 26. März 2019, aber auch der Hessentag auf dem ich vom 12. bis zum 14. Juni den Stand des Landesverbandes betreute, waren weitere wichtige Veranstaltungen, in die ich eingebunden war und aus denen ich einiges mitnehmen konnte.

Persönliches Projekt

Ein zentraler Schwerpunkt meines Freiwilligen Sozialen Jahres war mein persönliches Projekt. Hier hatte ich anfangs mehrere Ideen, aber nach reiflicher Überlegung hatte sich herauskristallisiert, dass das Thema „Widerstand der Jugend – früher und heute“ am stärksten meine Interessen und Vorstellungen spiegelte. Bis zur Durchführung des Projekttages am 23. Mai war ich vollauf mit der Bearbeitung des Themas und der Vorbereitung des Tages beschäftigt. Ich suchte im Internet unendlich viele Seiten nach Informationen und Bildern über die verschiedenen Formen des Widerstandes ab, aber auch Bücher halfen mir dabei, meine benötigten Informationen zusammen zu bekommen und das Material zu vervollständigen.

Ich hatte das Glück, das Projekt an meiner alten Schule, der Deutschherrenschule in Frankfurt, und auch mit einer Klasse meiner ehemaligen Geschichtslehrerin durchzuführen. Da es das erste Mal für mich war, einen solchen Projekttag alleine zu leiten, war ich sehr nervös, jedoch war die Klasse sehr aufmerksam und hat gut mitgearbeitet, was mir etwas die Nervosität genommen hat. Die Lehrerin hatte vor Beginn des Tages auch nochmal mit mir gesprochen und machte mir Mut, dass das schon alles klappen würde.

Mein Ziel des Projekttages war, der Klasse zu zeigen, was der damalige Widerstand war und was heutiger Widerstand ist, aber auch was wir als einzelne Person gegen Unrecht tun können. Ich hatte die Möglichkeit, den Schülerinnen und Schülern nahe zu bringen, dass es gut sein kann, gegen Unrecht auf- und einzustehen, auch wenn man dann dafür eine Strafe bekommen könnte.

Mein Fazit von diesem Tag ist, dass die Klasse das Thema gut aufgenommen und sich auch dafür interessiert hat. Vor allem bei den Diskussionen zu manchen Bildern von Widerstandsformen haben sich alle Schülerinnen und Schüler sehr gut beteiligt. Ich konnte viel von diesem Tag mitnehmen und hatte auch den Eindruck, dass die Klasse sich etwas für das Thema „Widerstand“ geöffnet hat und zum Nachdenken angeregt wurde.

 

Die Internationale Jugendbegegnung in Kassel

Der aufregendste und verantwortungsvollste Punkt in meinem Freiwilligen Sozialen Jahr war wohl die Internationale Jugendbegegnung in Kassel, die im Zeitraum vom 22. Juli bis zum 05. August stattfand. Bei dieser Jugendbegegnung habe ich das erste Mal ein Camp aus der Sicht der Betreuerin erlebt. Dafür musste ich allerdings erstmal eine Fortbildung, die sogenannte  „Juleica“ (JUgendLEIterCArd) machen. Diese fand bereits im April statt und brachte mir wichtige Grundlagen bei, bspw. wie man Spiele und verschiedene Methoden organisieren kann, aber auch zu den Gesetzeslagen bezüglich des Jugendschutzgesetzes habe ich viel gelernt.

Nach einem Vorbereitungstreffen der Hauptamtlichen und des Teams in Kassel war das Programm geplant und die Aufgaben verteilt: Wir hatten eine Menge toller und interessanter Programmpunkte für unsere Teilnehmenden zusammengestellt. So zum Beispiel hat die Regionalstellenleiterin, Frau Dodenhoeft, das Projekt „Wir schreiben Eure Namen“ zum Friedhof Kassel-Niederzwehren durchgeführt. Auf dem Friedhof ruhen rund 2000 russische Kriegsgefangene des Ersten Weltkrieges, die jedoch ohne genaue Grabkennzeichnung bestattet wurden. Im Rahmen des Workshops fertigten wir kleine Tonziegel mit den Namen und Lebensdaten der Toten an, die wir zuvor den historischen Akten entnehmen konnten.

Ein besonderes Highlight für mich war, dass ich mein persönliches Projekt in leicht abgeänderter Form nochmals durchführen konnte: Für den Workshop „Widerstand und Proteste zur heutigen Zeit“ habe ich Teile meines Projektes mit in das Camp genommen und diese auf die internationale Gruppe angepasst. Besonders spannend war zu sehen, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Widerstand und Protest sich in den Heimatländern der Teilnehmenden finden. Besonders in Erinnerung geblieben ist dabei der Bericht eines Teilnehmers aus Syrien, der spontan von den Protesten und der Situation in seinem Heimatland sowie über seine Fluchterfahrung erzählt hat. Auch die übrigen Jugendlichen waren nachhaltig berührt und das Thema hat noch viele über den Workshop hinaus beschäftigt.
Das Interesse und die Motivation in diesem Workshop wirklich mitzuarbeiten hat mir nochmals gezeigt, dass ich für mein Projekt ein sehr gutes Thema ausgewählt habe.

Neben den inhaltlichen Programmpunkten kam aber auch die Freizeit nicht zu kurz und so stand neben einer Bestandsaufnahme zur Kriegsgräberstätte Bettenhausen auch ein Tagesausflug nach Frankfurt auf dem Programm. Dieser fing in der Bildungsstätte Anne Frank an und ging weiter mit einer kleinen Führung durch die Stadt, welche ich organisieren und planen durfte. Ich habe mit den Teilnehmenden und dem Team am Dom gestartet und ihnen etwas über seine Geschichte erzählt, dann ging es weiter zur Paulskirche und zur Einkaufsstraße Zeil, wo wir unsere Teilnehmenden für die Freizeit in Gruppen die Stadt erkunden ließen.

Insgesamt waren die Teilnehmenden des Camps alle sehr aufgeschlossen, neugierig und wissbegierig zu den Themen die wir ihnen boten. Die Mitarbeit und Motivation der Teilnehmenden bei unseren Aktivitäten war immer schön zu sehen und hat uns Teamern gezeigt, dass wir gute und interessante Arbeit geleistet haben mit unserer Planung.

Das Ende der zwei Wochen war emotional, aber alle hatten Spaß, haben neue Freundschaften geschlossen und das wichtigste: sie alle haben viel gelernt und können mit einem erweiterten Wissen wieder nach Hause fliegen.

Mein Freiwilliges Soziales Jahr im Politischen Leben geht dem Ende zu. Was nehme ich mit?

Im vergangenen Jahr habe ich so viel erlebt, dass es mir schwer fällt, all das kurz und knapp zusammenzufassen. Meine Höhepunkte waren zweifelsohne mein persönliches Projekt, die Internationale Jugendbegegnung in Kassel sowie die damit verbundene Arbeit mit Jugendlichen und die Freiwilligenseminare bei denen wir immer viel gelernt haben und viel Spaß hatten. Viele Freundschaften wurden geschlossen, die sich auch über viele Städte und Länder erstrecken. Ich habe auch viel über mich selbst und über das Arbeitsleben gelernt. Dass ich durch die vielen selbstständigen Aufgaben und das Kennenlernen der Arbeitswelt eine Selbstsicherheit und gewisse Eigenständigkeit erlangt habe, dafür bin ich sehr dankbar und ich würde mich jeder Zeit wieder für ein FSJ im politischen Leben entscheiden, wenn ich noch einmal die Möglichkeit dazu hätte.