Erfahrungsbericht über mein FSJ-Politik im Landesverband Hessen 2017/18

Ich bin nun in den letzten Wochen meines Freiwilligen Sozialen Jahres im politischen Leben angekommen und blicke guter Dinge auf Vergangenes zurück. Doch was ist seitdem bis jetzt alles passiert?

Die ersten Monate

Bereits im ersten Monat durfte ich Judith Sucher, Bildungsreferentin des Landesverbandes Hessen, an die Albert-Schweitzer-Schule in Groß-Zimmern begleiten und assistierte ihr beim Projekt „Wir schreiben Eure Namen“ des Volksbundes. Dieses Projekt befasst sich mit sowjetischen Kriegsgefangen und es werden von den Schülerinnen und Schülern individuelle Namensziegel aus Ton angefertigt, die an die anonym bestatteten Toten erinnern. Die Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen und ihnen bei Fragen zu helfen, lag ganz in meinem Interesse und ich konnte aus den drei Projekttagen mit jeweils unterschiedlichen Klassen viel mitnehmen. Im Oktober erwartete mich schon die erste Seminarwoche der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) in Altenkirchen, auf der ich tolle Bekanntschaften schloss und viel Spaß hatte.

Volkstrauertag

Nach diesen ersten spannenden Wochen ging es bereits in die Vorbereitung für den Volkstrauertag und dafür mussten verschiedene Materialen, wie Handreichungen, Kranzschleifen oder „Dankeschön-Kalender“ an die Gemeinden gesendet werden. Diese Versandaktion nahm mich für vier Tage ganz in Anspruch, denn es war sehr wichtig, die Sachen rechtzeitig zu verschicken, damit jeder Veranstalter seine individuelle Gedenkstunde schon frühzeitig vorbereiten konnte.

Und dann war der der Tag, der so viel Vorbereitungszeit benötigte, endlich gekommen: Der Volkstrauertag. Alle waren sich ihrer jeweiligen Aufgabe bewusst und die Vorgehensweise war bis ins kleinste Detail geplant. Schon am frühen Morgen bauten wir gemeinsam die verschiedenen Präsentationen auf und konnten den Besucherinnen und Besuchern anhand dieser verschiedene Projekte und Themenbereiche der Arbeit des Volksbundes erklären. Die Beiträge der Redner und der Schülerinnen und Schüler sowie des Chors der Kopernikusschule aus Freigericht begeisterten das Publikum. Der Tag verlief für alle Organisatoren und Kooperationspartner so, dass ein jeder mit gutem Gefühl die Paulskirche verlassen konnte.

Die Zeit zwischen dem Volkstrauertag und dem Ende des Jahres 2017 nutzte ich dann, um meine Jahresaufgaben weiter zu bearbeiten und mir Gedanken zu meinem eigenen Projekt im Freiwilligenjahr zu machen.

Mein persönliches Projekt

Da ich im Vorfeld insgesamt vier Ideen entwickelt hatte, fiel mir die Auswahl und Entscheidung für eines zunächst schwer. Trotzdem entschied ich mich letzten Endes für jenes, welches ich unter dem Titel „Flamme für den Frieden“ vorgestellt hatte. Das Projekt beinhaltete die Zusammenarbeit mit der Erich-Kästner-Schule, einer Förderschule aus meiner Heimatstadt Langen, bei dem sich die Schülerinnen und Schüler in drei Projektabschnitten mit den Gefallenen des Ersten Weltkriegs der Stadt auseinandersetzen. Im Vorfeld war es wichtig, so viele Informationen wie möglich über diese Kriegstoten, welche auf dem Friedhof der Stadt Langen bestattet sind, zu erhalten, und so schaute ich mir die Sterbeurkunden der Stadt Langen an, um die Dokumente zu finden, welche mit den Daten der Verstorbenen übereinstimmten. Im Anschluss daran erstellte ich Transkriptionen der Dokumente und suchte nach passenden Feldpostbriefen für meinen Projekttag. Außerdem fertigte ich Holzkreuze an, mit denen die Schülerinnen und Schüler im Verlauf der Schulstunden arbeiten sollten. Nach vielen Mails mit dem zuständigen Lehrer und einem Schulbesuch im Vorfeld war es dann am 30. Mai soweit und ich fuhr zusammen mit Frau Sucher an die Erich-Kästner-Schule.

Zu anfangs hatte ich für die Klasse eine kurze Einführung in das Thema Erster Weltkrieg vorbereitet und stellte ihr Vorwissen, indem wir zusammen einen Zeitstrahl entwickelten, auf die Probe. Danach teilte ich den Kurs in drei Gruppen auf und jede erhielt andere Feldpostbriefe, welche sie analysieren und der Klasse vorstellen sollte. Nach dieser Übung erhielten die Teilnehmenden je eine Sterbeurkunde eines Gefallenen auf dem Langener Friedhof, welche sie als Basis für die im Anschluss noch zu gravierenden Kreuze und Kerzen benötigten. Zum Schluss des Projekttages gab es eine kleine Gedenkfeier auf der Kriegsgräberstätte des Friedhofs.

Es bereitete mir viel Freude zu sehen, wie viel Mühe sich die Schülerinnen und Schüler bei den verschiedenen Aufgaben gaben und der Projekttag war in meinen Augen ein voller Erfolg. Dies bestätigte mir auch das Lob eines Schülers, welcher sagte: „Ohne den Projekttag, hätte ich mir nie so vieles zu dem Thema merken können“.

Hessentag

Bevor mein Projekttag starten sollte half ich noch beim Aufbau des Hessentagstandes mit und war drei Tage mit Frau Sucher zusammen für die Betreuung zuständig. Es waren sehr interessante und lehrreiche Tage. Man kam mit vielen Menschen ins Gespräch, welche Fragen zur Ausstellung hatten oder weil sie selbst einmal für den Volksbund tätig waren. So ein Tag erscheint einem erstmal lang aber er geht schneller rum als gedacht. Wenn mal nicht so viel los war, musste man auf die „Jäger und Sammler“ Acht geben, welche sich mit allerlei Merchandise Produkten des Standes die Taschen vollstecken wollten. Zum Eröffnungstag kam Ministerpräsident Volker Bouffier an unseren Stand und es war schon eine tolles Erlebnis so jemanden einmal zu treffen. Die Tage vergingen schneller als gedacht und am Samstagabend endeten für mich drei erlebnisreiche Tage auf dem Hessentag.

Letzte Seminare

Nach meinem Projekt kamen die zwei letzten Seminarwochen der ijgd. Wir alle hatten als Gruppe schöne und aufregende Seminarfahrten zusammen erlebt, hatten über viele politische aber auch andere Themen diskutiert und immer eine Menge Spaß gehabt. Umso trauriger war es am letzten Tag, von allen Abschied zu nehmen und schon am Abend zuvor floss die ein oder andere Träne. Trotzdem bleibt uns immer die Erinnerung an tolle Menschen, welche sich wahrscheinlich ohne die Entscheidung ein FSJ zu machen so niemals im Leben begegnet wären oder Kontakt zu einander hätten. Es bleiben für ein Leben lang tolle Freundschaften!

Internationale Jugendbegegnung

Schon als ich noch jung war, fuhr ich oft auf Jugendbegegnungen und hatte immer eine erlebnisreiche und schöne Zeit. Zu meinen Teamern schaute ich immer hoch und fragte mich, wie das eigentlich so sei in dieser Rolle. Durch das FSJ bekam ich dann die Gelegenheit selbst ein Camp mit zu teamen. Die Grundlage dazu war die Ausbildung zum Jugendleiter, an welcher ich bereits Ende März teilnahm, um die Jugendleiter Card zu erhalten. Somit hatte ich die Befugnis Teamer eines Camps zu sein. Wir lernten viele wichtige Lektionen für das Organisieren und Leiten eines Camps. Erst durch ein gutes Team wird es auch eine gelungene Jugendbegegnung und da jedes Teammitglied Stärken und Schwächen hat, sollte man abklären, wem welche Aufgaben am besten liegen. Zu jeder Stunde ist man ein Ansprechpartner für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und trägt die Verantwortung für sie. Diese Ausbildung war in allen Belangen ein voller Erfolg und ich fühlte mich gestärkt für die kommende Jugendbegegnung.

Noch heute fasziniert mich wie viele Menschen aus anderen Ländern an der internationalen Jugendbegegnung in Butzbach-Bodenrod teilnahmen und sich trotzdem so gut verstehen und verständigen konnten. Viele waren sehr an unserer Kultur, Geschichte und unserer Sprache interessiert. Ein paar konnten neben ihrer Muttersprache und der Campsprache Englisch sogar noch zusätzliche Sprachen und untereinander herrschte ein ständiges Bedürfnis, Neues zu erlernen. Teil der Jugendbegegnung war es, die Kriegsgräberstätte Kloster Arnsburg durch einen zweitägigen Arbeitseinsatz wieder in neuen Glanz zu bringen. Alle halfen fleißig mit und so konnten wir jede Menge Moos, welches auf den Grabplatten und der Mauer bis dahin gewuchert hatte, entfernen. Am vorletzten Nachmittag gab es zudem eine, von den Teilnehmenden organisierte, Gedenkveranstaltung in der Kapelle des Klosters. Berührende Lieder wie „Mad world“ und „What a wonderful world“, gesungen von den Jugendlichen, erklangen in der Halle. Doch der Arbeitseinsatz und die Gedenkfeier waren nicht das Einzige, was die Jugendlichen während der Jugendbegegnung erlebten. Die Exkursionen waren sehr breit gefächert und gingen von Schwimmbadbesuchen und Freizeitaufenthalten in Frankfurt, wo die Teilnehmenden an einem von mir aktualisierten Stadtspiel teilnahmen, um mehr über die Kultur und Frankfurter Geschichte (vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus) erfahren zu können, bis hin zu Ausflügen zur Gedenkstätte Point Alpha an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und dem Besuch des Europaparlaments in Straßburg. Am letzten Abend wurde ein internationaler Abend veranstaltet, in dem die Jugendlichen jeweils ihr Land vorstellten und etwas Tyoisches aus der Heimat mitbrachten. Es gab eine große Auswahl an gutem Essen, von Bruschetta aus Italien über türkischen Kaffee und weißrussische Süßigkeiten. Dieser letzte Abend, sowie viele andere tolle Sachen werden mir für immer in Erinnerung bleiben und ich bin wirklich sehr froh darüber, die Möglichkeit erhalten zu haben, mal selber die Erfahrung gemacht zu haben, Teamer bei einer Jugendbegegnung gewesen zu sein.

Ende des FSJs

Nun wo ich meinen Erfahrungsbericht zu Ende geschrieben habe, frage ich mich was eigentlich alles von dem Freiwilligen Sozialen Jahr im politischen Leben für jetzt und die Zukunft bleibt?

Es bleibt mir ein Jahr, in welchem mir oft mein Horizont erweitert wurde und ich vieles neu dazu gelernt habe. Es bleibt mir die Erinnerung an die Erfolge und manchmal auch Misserfolge, an denen ich letzten Endes trotzdem gewachsen bin. Das Jahr hat mir gezeigt, dass nicht immer alles einfach zu erreichen ist und, dass man sich für manches sehr ins Zeug legen muss, um am Ende die Früchte ernten zu können.