Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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Gedenken an die gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkrieges

Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt mit dem Landeskommando Hessen der Bundeswehr

Der Vorsitzende des Landesverbandes Hessen, Karl Starzacher, gedachte vor dem Denkmal der gefallen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkrieges. Martina Feldmayer, MdL

Mehr als 12.000 jüdische Soldaten starben im Ersten Weltkrieg - von rund 100.000 jüdischen Soldaten, die für das Deutsche Kaiserreich in diesem Krieg kämpften. Ihnen gedachte gestern, am 16. November 2023, die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main gemeinsam mit dem Landeskommando Hessen auf dem Alten Jüdischen Friedhof in der Rat-Beil-Straße. Es sprachen die Gemeinderatsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Dr. Rachel Heuberger, Bürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, der Staatssekretär für Europaangelegenheiten und Beauftragte des Landes Hessen für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Uwe Becker sowie Brigadegeneral Bernd Stöckmann, Kommandeur des Landeskommandos Hessen.

Trotz ihres Einsatzes waren jüdische Soldaten auch im Ersten Weltkrieg zahlreichen Diskriminierungen ausgesetzt - so unter anderem durch die  "Judenzählung" von 1916, einer staatlich angeordneten statistischen Erhebung aller jüdischen Soldaten im deutschen Heer. Auch nach dem Ende des Krieges sahen sich die Soldaten antisemitischen Anschuldigungen ausgesetzt, die von dem Vorwurf der Wehrdienstverweigerung bis hin zu dem der Wehrkraftzersetzung reichten. Bürgermeisterin Dr. Eskandari-Grünberg kritisierte die fehlende Anerkennung der Leistung jüdischer Soldaten im Ersten Weltkrieg. Mit dem gestrigen Gedenken werde den Soldaten der Respekt zuteil, der ihnen so lange verwehrt blieb.

 

Gedenken an die Opfer des Angriffs auf Israel

Über allem standen jedoch die aktuellen Geschehnisse in Israel und die Folgen für jüdische Menschen weltweit: der grausame Anschlag auf Zivilistinnen und Zivilisten in Israel, dem rund 1.400 Menschen zum Opfer fielen und nach dem sich weiterhin viele Geiseln in der Gewalt der Hamas befinden, hat auch Auswirkungen auf die jüdischen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Bürgermeisterin Dr. Eskandari-Grünberg gab zu Bedenken, dass Menschen in der Krise ihr wahres Gesicht zeigten und dass Jüdinnen und Juden in Deutschland sich spätestens seit den Angriffen auf Israel in Deutschland nicht mehr sicher fühlten.

„Wenn Jüdinnen und Juden hier nicht sicher leben können, dann können wir hier alle nicht sicher leben.“

Bürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg

Auch Staatssekretär Uwe Becker kritisierte die fehlende Solidarität mit den Menschen in Israel sowie mit Jüdinnen und Juden in Deutschland scharf: „Weil sich Judenfeindlichkeit und Antisemitismus wieder zeigen, offen zeigen, mit Gesicht zeigen, mit Namen zeigen. Und das Schlimme ist die Selbstverständlichkeit, mit der das getan wird. Wenn heute [...] auch bei uns nicht die Solidarität gegenüber zivilen Opfern, nicht das Mitleid mit Menschen auch in Gaza, aber Hass und Hetze verbreitet werden und es nicht um Solidarität mit Menschen geht, die sonst auch vor Jahren hätte gezeigt werden können. [...] Rückschau alleine reicht nicht. Es kommt jetzt darauf an. Es liegt an uns, an jedem Einzelnen.“

Im Anschluss an die Gedenkreden verlasen Schülerinnen und Schüler der I. E. Lichtigfeldschule die Namen der 50 jüdischen Soldaten, die auf dem Alten Jüdischen Friedhof bestattet sind. Abschließend sprach Rabbiner Avichai Apel das jüdische Gebet El Male Rachamin und entzündete eine Gedenkkerze auf dem Gefallenendenkmal.

Die Kriegsgräber auf dem Alten Jüdischen Friedhof

Die Kriegsgräber des Ersten Weltkrieges auf dem Alten Jüdischen Friedhof in der Rat-Beil-Straße - das Gefallenendenkmal wurde 1925 errichtet - waren auch Teil des Forschungsprojektes des Landesverbandes Hessen. Zwei Einzelschicksale jüdischer Soldaten konnten teilweise rekonstruiert werden: Philipp Eis und Arthur Mayer waren beide erst 20 Jahre alt, als sie im Krieg fielen. Weitere Informationen zu Philipp Eis und Arthur Mayer erhalten Sie über die beiden Informationstafeln unten:

(Text: WB)

Landesverband Hessen Landesgeschäftsstelle