Auf der Spitze des Geisbergs wurde die Kriegsgräberstätte Brandau angelegt. Hier wurden 461 Opfer des Ersten und des Zweiten Weltkrieges – 147 deutsche und 306 ausländische Tote aus 15 verschiedenen Nationen sowie acht Unbekannte – beigesetzt. Neben gefallenen deutschen Soldaten und zivilen Bombenopfern haben hier vor allem sowjetische und jugoslawische Kriegsgefangene sowie sowjetische und polnische ZwangsarbeiterInnen ihre letzte Ruhe gefunden. Unter den Toten sind auch so genannte »Displaced Persons«, d. h. Überlebende der Zwangsarbeit und der verschiedenen Konzentrationslager, die noch nach Kriegsende an den Folgen der jahrelangen Misshandlungen starben. Der Volksbund hat Mitte der 1960er Jahre diese Gräberstätte in Zusammenarbeit mit Bund und Land sowie verschiedenen Landkreisen und der Stadt Brandau errichtet. Am 25. September 1966 wurde die Kriegsgräberstätte eingeweiht und der Obhut der Gemeinde Brandau übergeben.
Zwangsarbeit im Strafgefangenenlager
Der niederländische Zwangsarbeiter Marinus Derven hat in Brandau ebenfalls seine letzte Ruhe gefunden. Der 24-Jährige arbeitete in der Landwirtschaft; als letzter Aufenthaltsort wurde das Lager Rollwald angegeben. Dieses Lager wurde im Juni 1938 als Strafgefangenenlager eingerichtet. Die Gefangenen wurden vorwiegend in der Landwirtschaft eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte neben dem Abholzen von Wäldern auch die Entwässerung von sumpfigen Gebieten. Dabei mussten die Gefangenen stundenlang im kalten Wasser stehen – was häufig zu schweren Krankheiten führte. Marinus Derven starb 1944 vermutlich daher an einer doppelseitigen Lungenentzündung.
Unzureichende medizinische Hilfe
Jugoslawische Kriegsgefangene aus den Stammlagern Bad Orb und Ziegenhain wurden ebenfalls in Brandau beigesetzt. In vielen Fällen waren sie wegen einer Tuberkuloseerkrankung in das Lazarett Klein-Zimmern eingeliefert worden. Die teils umständebedingte, teils gezielte Vernachlässigung der Ernährung und der medizinischen Versorgung führte oftmals zum Tod der erkrankten Soldaten. Etwa 500 weitere sowjetische Kriegsgefangene, die zwischen 1941 und 1945 ebenfalls im Lazarett Klein-Zimmern ihren Krankheiten und Verwundungen erlagen, sind auf der dortigen Kriegsgräberstätte beigesetzt worden.
Mit den Müttern verschleppt
Unter den ausländischen Kriegstoten sind auch zahlreiche Frauen und Kinder. Einige von ihnen wurden von Nieder-Ramstadt aus umgebettet. Dort gab es sogenannte »weibliche Arbeitslager«, Familien- und Kinderlager. Viele Kinder kamen zusammen mit ihren zur Zwangsarbeit verschleppten Müttern nach Deutschland. Als Folge der schlechten Lagerbedingungen war die Sterblichkeit unter den polnischen und sowjetischen Säuglingen und Kleinkindern besonders hoch.
In der ersten Arbeitsphase des Projekts wurden wesentliche Fakten der Recherche auf einer Informationstafel dokumentiert, die im Jahr 2004 der Öffentlichkeit übergeben wurde.
In der zweiten Arbeitsphase wurden ergänzende Fakten, die über den Text der Tafel hinausgehen, etwa die Schicksale einzelner Toter, recherchiert und in einem Flyer zusammengestellt.
(Zuletzt geändert: 16.01.2024)