Meldungen aus dem Landesverband Hessen
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Vertretertag des Landesverbandes Hessen in Frankfurt

Vorstand und Delegierte des Landesvertretertages in der Evangelischen Akademie. Landesverband Hessen

Am vergangenen Samstag, 4. September 2021 fand in der Evangelischen Akademie in Frankfurt am Main der ordentliche Vertretertag des Landesverbandes Hessen statt. Der ursprüngliche Termin im April dieses Jahres musste aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden. Umso erfreuter zeigten sich alle Teilnehmenden und Gäste, dass der Vertretertag nun unter Einhaltung der 3G-Regel nachgeholt werden konnte.

Videobotschaft der Kreisvorsitzenden

Neben dem Landesvorsitzenden Karl Starzacher und der Frankfurter Kreisvorsitzenden, Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig, begrüßte auch der Generalsekretär des Volksbundes, Dirk Backen, die Teilnehmerinnen, Teilnehmer und Gäste des Landesvertretertages. Dr. Ina Hartwig konnte nicht persönlich an der Sitzung teilnehmen, übermittelte aber eine Grußbotschaft per Video, in der sie den jahrzehntelangen ehrenamtlichen und zivilgesellschaftlichen Einsatz des Volksbundes für den Erhalt und die Pflege von Kriegsgräbern im In- und Ausland würdigte. Darüber hinaus sei es zudem die Expertise des Volksbundes auf den Gebieten der Erinnerungskultur, der Vermittlung und der Forschung, die bundesweit geschätzt werde. Mit Blick auf die aktuelle politische Landschaft und die Bestrebungen, die Verantwortung Deutschlands für die Verbrechen des Zweiten Weltkrieges zu relativieren, mahnte Dr. Hartwig an, dass es in unser aller Verantwortung liege, darauf hinzuwirken, dass diese Verschiebung des Diskurses keinen langfristig Erfolg hat.

In diesem Sinne äußerte sich auch Generalsekretär Dirk Backen. Er wies darauf hin, dass Antisemitismus und Rassismus nicht erst mit den Nationalsozialisten angefangen haben, sondern bereits lange vorher in der Gesellschaft vorhanden waren und dass wir in Zeiten leben, in denen wir gut daran tun, auf eben diese Zeichen zu achten. "Frieden braucht Mut. Mut aufzustehen und nicht mit der Masse zu gehen - und auch einmal das Wort zu erheben", so Backen.

Der restliche Vormittag stand ganz unter dem Eindruck des Vortrages von Dr. Sara Berger (Fritz-Bauer-Institut). Im Fokus des Vortrages mit dem Titel "Von der 'Euthanasie' zum Holocaust" standen die mehr als dreißig Männer der hessischen T4-Tötungsanstalt Hadamar, die dort zunächst an der Ermordung von Patientinnen und Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten beteiligt waren und später in das besetzte Polen versetzt wurden. Hier bauten sie zusammen mit Personal der anderen T4-Einrichtungen die Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka mit auf. In den Lagern wurden im Rahmen der "Aktion Reinhardt" rund 1,6 Millionen jüdische Männer, Frauen und Kinder ermordet. Der Vortrag musste aufgrund der Coronabeschränkungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Dass der Vortrag bei den Gästen einen bleibenden Eindruck hinterließ, zeigte sich auch an der anschließenden regen Diskussion und Fragerunde.

Der Vortrag reiht sich nicht nur in das Dreijahresthema des Volksbundes "Helden - Täter - Opfer" ein, sondern ist ein Bestandteil mehrerer Projekte des Landesverbandes Hessen zum Themenkomplex der sogenannten NS-"Euthanasie". Im letzten Jahr war führte der Volksbund umfangreiche Feststellunggrabungen auf der Kriegsgräberstätte Idstein-Kalmenhof durch. Die Internationale Jugendbegegnung in Hessen wird sich im nächsten Jahr ebenfalls dem Thema widmen. Geplant sind hier, neben einer inhaltlichen Aufarbeitung, Besuche der Kriegsgräberstätten in Idstein und Eltville sowie der Gedenkstätte in Hadamar.

Vorstand des Landesverbandes einstimmig wiedergewählt

Nach einer kurzen Mittagspause gingen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum formellen Teil des Vertretertages über. Auf der Tagesordnung standen unter anderem die Wahl des Vorstandes - dessen Mitglieder wurden einstimmig bestätigt. Als neues Mitglied begrüßte der Vorstand Petra Tursky-Hartmann (Frankfurt), die zur neuen Beisitzerin gewählt wurde. Zwei Vorstandsmitglieder hingegen verabschiedeten sich: Ernst Wittekind steht nicht mehr als Beisitzer zur Verfügung und Norbert Kartmann, langjähriger Schirmherr des Landesverbandes, kandidierte ebenfalls nicht mehr für den Vorstand.

Zwischen den Programmpunkten hatten die Gäste die Möglichkeit, sich einen Teil der aktuellen Ausstellung "Zeitenwende '45" zu besichtigen und das zugehörige Bildungspaket sowie weitere Bildungsangebote des Landesverbandes kennenzulernen.