„Spricht irgendetwas dagegen, dass wir für die Kriegsgräberstätte Bad Emstal eine Informationstafel wie in Ludwigstein erarbeiten?“
Von der Idee bis zur Realisierung eines Projekts
Diese im Jahr 2009 an die Geschäftsführerin des Landesverbandes gerichtete Frage des damaligen stellvertretenden Landesvorsitzenden mündete schließlich in ein außergewöhnliches Projekt, das dann von unterschiedlichen Akteuren getragen wurde und dessen Entwicklung damals weder von Jürgen Damm noch von der Geschäftsführerin des Landesverbandes vorhersehbar war.
„Nein, ... so die damalige Antwort von Viola Krause, ... aus meiner Sicht spricht nichts gegen eine Informationstafel für Bad Emstal. Im Gegenteil, die Realisierung im Rahmen des Forschungsprojekts des Landesverbandes bedeutet, dass wir eine weitere Kriegsgräberstätte in Hessen zu einem historisch-politischen Lernort entwickeln und das kann doch nur gut sein!“
Nach diesem ersten Austausch gab es in den kommenden drei Jahren sehr viele Ortstermine, unzählige Gespräche mit beteiligten Akteuren und Interessenten, Arbeitstreffen mit den Kooperationspartnern des Projekts, mehrere Schulprojekte mit der Christine-Brückner-Schule in Bad Emstal, zeitintensive Geländegänge und erste Führungen z.B. 2012 mit dem Jugendarbeitskreis Hessen (JAK) sowie notwendige Recherchen in Archiven wie dem International Tracing Service in Bad Arolsen oder dem Volksbund-Archiv in Kassel.
Schnell wurde klar, dass es nicht „nur“ um eine Tafel für die Kriegsgräberstätte geht, sondern dass dieser Ort nur dann ein Lernort im Sinne des Leitbildes der Bildungsarbeit des Landesverbandes sein kann, wenn dieser mit den übrigen Erinnerungs- und Gedenkorten in Bad Emstal und der unmittelbaren Umgebung verknüpft wird.
Daraus entwickelte sich die Idee eines friedenspädagogischen Lehrpfades, der sich an dem erfolgreichen Konzept der Eco-Lehrpfade des Landkreises Kassel orientieren sollte.
„Welcher Schritt ist der Nächste? Was muss und was kann ich jetzt tun? “ Jeweils kurze Zwischenfragen erlaubte sich Jürgen Damm, bevor er erneut aktiv wurde. Umgehend holte er die Zustimmung der Gemeinde Bad Emstal ein und führte notwendige Gespräche mit Organisationen und Personen, die als Experten zur Entwicklung der einzelnen Stationen des Lehrpfads einbezogen werden sollten.
Er bereitete die öffentliche Versammlung für die Bürgerinnen und Bürger vor, um für die Idee, das dahinter stehende Konzept und die fünf Stationen des Lehrpfads zu werben sowie über den Stand der Entwicklung zu informieren. Die Presse war in diesen Prozess von Anfang an einbezogen und berichtete regelmäßig über die einzelnen Aktionen und Aktivitäten rund um den entstehenden Friedenspfad in Bad Emstal.
Zu keinem Zeitpunkt des Projekts verlor Jürgen Damm das Ziel aus den Augen. Wenn er dennoch das Gefühl hatte, dass der Umsetzungsprozess stagnierte, schöpfte er Kraft aus seinen Projekttagen mit den Schülerinnen und Schülern der Christine-Brückner-Schule. Spätestens dann wusste er, dass die Arbeit am friedenspädagogischen Lehrpfad eine Investition in eine friedliche Zukunft und damit eine der Kernaufgaben des Volksbunds ist.
Im Jahr 2013 war es dann soweit: Der Pfad wurde im Beisein des damaligen stellvertretenden Landesvorsitzenden eingeweiht. Die einzelnen Stationen des Lehrpfads - unter diesen mit der Kriegsgräberstätte Bad Emstal auch der Ausgangspunkt des Projekts - können heute unter dem entsprechenden Link des Landkreises Kassel eingesehen werden. Bei der Kriegsgräberstätte Bad Emstal handelt es sich um einen im Wald zwischen den Ortsteilen Sand und Merxhausen gelegenen Friedhof, der am 15. Juni 1958 eingeweiht wurde.
Mit der Einweihung des "Eco Pfad Friedenspädagogik Bad Emstal" hat der Volksbund Hessen versprochen, einzelne Schicksale dort bestatteter Menschen die im Zweiten Weltkrieg starben oder Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden, nachträglich zu recherchieren und die Ergebnisse in Form von Einzeltafeln vor Ort zugänglich zu machen.
Dieses Konzept des Landesverbandes war bis Oktober 2014 nur auf der Kriegsgräberstätte Ludwigstein im Werra-Meißner-Kreis realisiert und wird dort erfolgreich für das Bildungsangebot des „History Caching“ genutzt.
Am 28. Oktober 2014 wurde das Versprechen an den Einzelgräbern von Maria Museijak, Demijan Bolejchuk, Winu Gopal und Sigurd Molin auf der Kriegsgräberstätte Bad Emstal eingelöst.