Projekte aus dem Landesverband Hessen
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Kriegsgräberstätte Bad Emstal

Volksbund Hessen

Die Kriegsgräberstätte Bad Emstal wurde am 15. Juni 1958 durch den damaligen hessischen Innenminister Heinrich Schneider eingeweiht. Zuvor wurden insgesamt 242 Kriegstote und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aus den ehemaligen Landkreisen Melsungen, Ziegenhain, Fritzlar-Homberg und Wolfhagen auf den neu geschaffenen Friedhof am Waldrand umgebettet. Heute liegt die Kriegsgräberstätte in der Zuständigkeit der Gemeinde Bad Emstal.

Zubettungen weiterer Kriegstoter hat es seit dem 20. Januar 1973 – dem Jahr, in dem alle Kommunen zur Meldung der vorhandenen Kriegsgräber aufgefordert waren – nicht gegeben, so dass die vorhandene amtliche Gräberliste zur Kriegsgräberstätte Bad Emstal Ausgangsbasis für die konkrete Recherche des Volksbundes Hessen war.

Neben den insgesamt 131 registierten Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS, die mehrheitlich im nahe gelegenen Lazarett Merxhausen verstorben waren, sind auf der Kriegsgräberstätte Bad Emstal nachweislich auch Zivilisten sowie Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter bestattet.

Die ausländischen Kriegstoten, die auf Seiten der Wehrmacht und der SS gegen die alliierten Truppen kämpften, kommen u.a. aus den baltischen Staaten, der ehemaligen UdSSR, aber auch aus Indien. Ob die Entscheidung, in der Wehrmacht oder der SS zu kämpfen, freiwillig getroffen oder erzwungen wurde, ist heute nicht mehr gänzlich nachvollziehbar. In der Regel war diese Entscheidung abhängig von den persönlichen Lebensumständen und dem jeweiligen persönlichen Entscheidungsspielraum.

Allerdings finden sich unter den ausländischen Toten ebenso Gräber von Frauen und Männern, die unter zumeist unmenschlichen Bedingungen in der Region Zwangsarbeit leisten mussten und daran verstarben.

Die Gräberliste enthält zudem Hinweise auf das Grab einer Krankenschwester, eines Unterbrandmeisters, eines Polizeiwachtmeisters sowie auf mindestens zwei Tote des Ersten Weltkriegs, denen im Verlauf weiterer intensiver Recherchen nachgegangen werden könnte.

Einzelschicksalstafeln auf der Kriegsgräberstätte

Bisher konnten die Biographien von Maria Musejak, Demjan Bolejchuk, Sigurd Molin sowie Winu Gopal und seinem Kameraden Singh Bhagwan rekonstruiert werden. Die auf Stelen an den Gräbern der Toten dokumentierten Ergebnisse der Recherche finden Sie in der untenstehenden Bildergalerie.

Forschungsgeschichte

Die Entscheidung, die Kriegsgräberstätte Bad Emstal in das Forschungsprojekt des Landesverbandes aufzunehmen, wurde nachträglich getroffen und ist – wie bei den ursprünglich ausgewählten Kriegsgräberstätten – eine Daueraufgabe.

Die erste Recherche zur Entstehungsgeschichte des Friedhofs war wenig aufschlussreich und wurde im Sommer 2013 zugunsten des besonderen Projekts des ersten friedenspädagogischen Lehrpfads, der im Rahmen des bestehenden Eco-Pfad Konzepts des Landkreises entstehen sollte, zunächst zurückgestellt.

Vorrangiges Ziel des Landesverbandes war es seitdem, unter den existierenden Gräbern der Kriegsgräberstätte diejenigen zu identifizieren, die für zukünftige Bildungsprojekte thematisch bedeutsam sein könnten.

Zur Einweihung des Eco Pfad Friedenspädagogik Bad Emstal im Herbst 2013 sagte der Landesverband daher zu, spätestens im Folgejahr konkrete Schicksale dort bestatteter Menschen zu rekonstruieren und die Ergebnisse in Form von Einzelschicksalstafeln zu präsentieren. Im Oktober 2014 wurden vier Tafeln im Rahmen einer Feierstunde der Öffentlichkeit übergeben.

(Zuletzt geändert: 15.01.2024)